OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Die Architektur gehört zu den wichtigsten Themen des Heinz Emigholz, ihr hat der deutsche Filmemacher einen umfassenden Zyklus im Rahmen seines Werks gewidmet. Dabei geht Emigholz keineswegs mit den üblichen Instrumentarien des Dokumentarfilms an sein Thema: Bei ihm gibt es keine Biografien, Interviews und kunsthistorischen Einordnungen, sondern unkommentierte und starre Einstellungen, beinahe fotografische Aufnahmen der jeweiligen Gebäude im Ist-Zustand, die er mit einem sehr genau komponierten Soundtrack aus Originaltönen unterlegt. Emigholz geht es in seinen Filmessays um zweierlei: Einerseits vermisst er den architektonischen Raum mit den Mitteln des filmischen Raums, macht dabei die Autorenschaft der Architekten deutlich, schafft dabei jedoch auch eine ganz eigene Rauminszenierung, welche die Imaginations- und Abstraktionskraft des Zuschauers fordert. Andererseits bettet Emigholz die Autoren-Architektur in kulturelle und soziale Zusammenhänge, macht die Veränderung der Gebäude im Lauf der Zeit sichtbar, zeigt die Spuren der Nutzung.

Anlässlich des Kinostarts von Emigholz’ jüngstem Film „Parabeton – Pier Luigi Nervi und römischer Beton“, in dem er Bauten des italienischen Ingenieurs und Architekten Pier Luigi Nervi (1891–1979) mit antiken römischen Bauten vergleicht, in denen ebenfalls bereits Beton verbaut wurde, zeigt das Arsenal eine Auswahl von Emigholz’ Architekturfilmen. Darunter finden sich „Schindlers Häuser“ (2007), sein Doku-Essay über die Gebäude mit unkonventionellen Raumlösungen, die der aus Österreich stammende moderne Architekt Rudolph Schindler zwischen 1921 und 1952 in Südkalifornien errichtete, und „Loos Ornamental“ (2008), ein Film, der sich mit den Werken und Theorien des österreichischen Baumeisters Adolf Loos auseinandersetzt, der Anfang des 20. Jahrhunderts das Stadtbild von Wien entscheidend prägte. („Parabeton – Pier Luigi Nervi und römischer Beton“ 6. 7. Arsenal, 8. 7. International. „Schindlers Häuser“ 8. 7., „Loos Ornamental“ 11. 7. Arsenal)

Wiener Operette im Stummfilm, geht das? Na klar, sagte sich der deutsche Regisseur Ludwig Berger und verfilmte 1925 „Ein Walzertraum“ mit Willy Fritsch in der Rolle eines Grafen, der standesgemäß die Prinzessin Alix (Mady Christians) heiraten soll, während er eigentlich doch lieber mit den süßen Wiener Madeln beim Heurigen herummacht. Doch Alix ist lernfähig und wirft sich gewissermaßen in das wahre Leben der niederen Stände, um ihren Grafen zu beeindrucken. Beeindruckend ist auch der Schwung und Witz von Bergers Inszenierung und die hintergründige Ironie, die der Regisseur den „typischen“ Wiener Umgangs- und Gesellschaftsformen dabei angedeihen lässt. Ein Klassiker des deutschen Stummfilms, selten gespielt und im Zeughauskino mit Klavierbegleitung von Peter Gotthard zu sehen. Professor Christian Rogowski vom Amherst College in Massachusetts (USA) wird dazu eine Einführung halten. (6. 7. Zeughauskino)

LARS PENNING