Getötete Journalisten: Wieder Widersprüche

Warum Journalistenverbände beim Zählen getöteter Kollegen und Kolleginnen immer wieder zu so unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Auch Techniker, Dolmetscher und Sicherheitskräfte gehören zu den Journalistenteams. Bild: ap

Pünktlich zum Jahreswechsel erheben viele Medienorganisationen die Zahl der in den vergangenen zwölf Monaten getöteten Journalisten - und kommen dabei zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. "Ein jedes Jahr wieder auftretendes Phänomen", sagt Katrin Evers von Reporter ohne Grenzen (ROG). Während das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) in New York lediglich 65 und ROG 86 bei der Arbeit getötete Journalisten zählt, kommt die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) in Brüssel auf 171 Opfer.

Wie es alle Jahre wieder zu derartigen Abweichungen kommen kann, erklärt ROG-Sprecherin Katrin Evers: "Berufsverbände gehen nach unterschiedlichen Kriterien vor und ermitteln anders. Unsere Organisation zählt nur diejenigen Todesfälle von Journalisten, die eindeutig im Zusammenhang mit der Berufsausübung stehen." Genauso gehen zwar auch das CPJ und die IFJ vor, CPJ und ROG unterscheiden jedoch zwischen Todesfällen von Journalisten und denen ihrer Assistenten.

Die Kriterien, nach denen die IFJ ihre Zahlen ermittelt, sind dagegen weiter gefasst: Auch Medienmitarbeiter wie Techniker, Dolmetscher und Sicherheitskräfte seien Teil des Journalistenteams und müssten daher mit in die Bilanzen genommen werden, erläutert Aidan White, der Generalsekretär der Organisation. Dies erklärt die stark voneinander abweichenden Zahlen zumindest teilweise.

Doch welche Angaben sind nun seriös, welcher Organisation soll man Glauben schenken? Gerade in Krisengebieten wie im Irak oder Somalia ist es schwierig, absolut verlässliche Zahlen zu erheben. Zwar speisen die Organisationen ihre Informationen aus Agenturmeldungen und arbeiten mit Journalisten vor Ort zusammen. Doch längst nicht jeder Todesfall gelangt an die Öffentlichkeit, vor allem dann nicht, wenn es sich um nichtwestliche Journalisten handelt.

Ein Grund für die widersprüchlichen Ergebnisse der Organisationen, vermutet Abi Wright vom CPJ, könnte auch im Konkurrenzdruck untereinander liegen: Je höher die Zahlen, desto größer seien eben die Chancen, damit in den Medien vorzukommen.

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