Zeitung behindert Verkehr

PRESSEFREIHEIT Simbabwes neue Tageszeitung „News Day“ ist ein mutiges Unterfangen

Zum Startschuss wurde NewsDay selbst zur Nachricht: Gleich nachdem Straßenverkäufer am Freitag die erste Ausgabe von Simbabwes neuer Tageszeitung anpriesen, wurden zwei ihrer Mitarbeiter verhört.

Die Angestellten von NewsDay wurden erst ohne Angabe von Gründen festgehalten, nach ein paar Stunden kamen sie vorläufig frei. Der Vorwurf: „Verkehrsbehinderung“. Schließlich hatten in Harares Armenviertel Mbare, einer Hochburg der Opposition gegen Präsident Robert Mugabe, hunderte Bewohner den Lieferwagen umringt, der die Zeitung auslieferte.

Der Verleger von NewsDay, der Simbabwer Trevor Ncube, der neben zwei simbabwischen Wochenzeitungen auch den südafrikanischen Mail & Guardian herausgibt, nahm das mit Gelassenheit. „Mir ist bewusst, dass Simbabwe noch keine normale Demokratie ist“, so Ncube. „Wir wissen, dass noch nicht alle mit Meinungsfreiheit umgehen können.“ Das klingt untertrieben in einem Land, wo die letzte unabhängige Tageszeitung Daily News mehrere Bombenattentate und willkürliche Verhaftungen erlitt, bevor sie 2003 geschlossen wurde. Die Regierungszeitung Herald war seitdem die einzige Tageszeitung, bis eine unter Druck der mitregierenden „Bewegung für Demokratischen Wandel“ (MDC) eingesetzte Medienkommission vor einer Woche vier neue Lizenzen vergab. Am Montag machte NewsDay mit einer Enthüllung über Schlägertrupps der Regierungspartei auf, gefolgt von Forderungen zur Neustrukturierung der Zentralbank des MDC-Ministers Tendai Biti. Im Herald wäre all das niemals vorgekommen.

Trotz der Offenheit muss Ncube Sorgen haben, ob seine überparteiliche Zeitung einschlägt. Der Preis von 1 US-Dollar ist im von der Wirtschaftskrise gebeutelten Simbabwe vielen schlicht zu hoch. MARC ENGELHARDT