DPA-LOSER-FACEBOOK, DIE DREI S DER PR, CHARLY MUSS GEHEN
: Tausche alten Affen gegen Günther Jauch

Die dpa, die Dolle Presseagentur, hat bekanntlich das Problem, dass sie an Relevanz verliert. Heute, wo die größten Zeitungen des Landes sich ihre Meldungen von ihren Lesern liefern bzw. die Nachricht gleich von ihnen schreiben lassen, braucht kaum noch einer kostspielige Agenturen. Zumal die in letzter Zeit häufig eine Qualität lieferte, als wenn sie ihre Meldungen direkt vom örtlichen Trinkhallenbesitzer ins Netz stellen ließe.

Nun hat der Coverboy der aktuellen Ausgabe des Medium Magazins, Wolfgang Büchner, Chef der dpa, eine tolle Idee gehabt. „Mitmachen ist angesagt!“, wird sich der Mann gedacht haben, der einst Spiegel Online in den Erfolg führte. Was früher die Ted-Abstimmung im Fernsehen, ist heute das allgegenwärtige Internet-Votum des Volkes. Wenn sich Deutschlands Superstars durchs Volk finden lassen, dann kann das Volk, das dafür zahlt, auch sagen, worüber die dpa ausführlicher berichten soll.

Themen setzen? Wissen, was wichtig ist? Über recherchierte Hintergründe eine Meldung zur Story machen? Wozu, wenn man in die Nachrichtenwelt in einen Daddelunterhaltungskosmos verwandeln kann. Die Loser, die mit Facebook nicht ausgelastet sind, können jetzt bei der dpa voten, wie es modern heißt, und ein Gefühl von Bedeutung entwickeln. Ja, sogar ein gewisses Machtgefühl mag drin sein, wenn man den dpalern mal sagen kann, zu welchem Thema sie gefälligst arbeiten sollen.

Apropos Machtgefühl. Auch mir ist heute ganz schön heiß unter meinem Helm. Mir ist nämlich eine CD angeboten worden, mit den Namen von Journalisten, die PR machen. Namen, Auftraggeber, Honorare. Für 43 Euro kann ich sie kaufen. Der Teaser-Buchstabe S macht schon mal eine Menge her. Ts, ts, wer hätte das gedacht, Schulze, Schmidt, Schumacher. Aber ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher, was ich damit anfangen soll. Außer die auszubooten und selbst die Aufträge an Land zu ziehen, fällt mir da wenig ein.

Es kann aber auch nicht immer nur um das Geld gehen. Zum Glück sehen andere das auch so. „Rudolf Augstein hat den Spiegel nicht erfunden, um damit Anzeigen zu verkaufen.“ sagt etwa Spiegel-Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe. Und auch „Prall und Drall“ oder „Sex mal Sex“ wurden weniger wegen der Anzeigen gegründet als aus der guten Absicht heraus, dem Körper möglichst viel frische Luft zu gönnen.

Großes passiert dieser Tage beim ZDF, einem Fernsehsender. Nach 15 Jahren Affenfernsehen stellt der Sender seine Sendung „Unser Charly“ ein. Angeblich als Reaktion auf die Proteste von Tierschützern, die es gar nicht lustig fanden, dass „Charly“ ständig ausrangiert und durch einen neuen Affen ersetzt wurde, sobald er ein graues Haar ansetzte. Die Tiere wurden laut Hamburger Morgenpost „in eine zwielichtige Auffangstation in Texas verfrachtet, der das US-Landwirtschaftsministerium schon die Lizenz entzogen hat“.

Die Lizenz wozu? Zum Zwielichtigsein? Und warum „schon“?

Interessant ist an dieser Stelle, dass sich bei der Programmgestaltung des ZDF, einem Sender im Quotental, tatsächlich etwas bewegt. Nur über das Gewicht der Entscheidung darf man sich wundern. Während RTL den partiellen Verlust Günther Jauchs zu beklagen hat, trennt man sich beim ZDF von einem Affen. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht stimmt, was der Flurfunk vom Mainzer Lerchenberg meldet: Als Ersatz für die beliebte Familienserie könnte das Format „Unser Jopi“ kommen. Eine Serie über das Leben mit einem wirren Greis, der lustig über die Tische turnt und seine Banane am liebsten gemanscht mag. Geschockt zurück nach Berlin!

DIE KRIEGSREPORTERINSILKE BURMESTER berichtet jeden Mittwoch von der MEDIENFRONTFeldpost? Mail an kriegsreporterin@taz.de