RTL veröffentlicht Fernseh-App: DSDS auf dem iPhone

RTL will sein Programm auch für das iPhone zugänglich machen. Das Ergebnis ist unbefriedigend, denn der Sender promotet vor allem eigene Produktionen.

Dieter Bohlen und "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) gibt es jetzt auch für unterwegs. Bild: dpa

Diese App ist löchrig wie ein Schweizer Käse: Zwar jubelten die Kölner vor knapp zwei Wochen noch, sie hätten gerade die "erste Sender-App fürs iPhone mit Live-TV in Deutschland" gestartet. Doch schon nach wenigen Tagen ist klar, dass der größte Privatsender der Republik dieses Versprechen nur bedingt einlöst. Er will es gar nicht.

Beispiel Dienstagabend: Das TV-Programm, das RTL in seine App eingebaut hat, bewirbt an erster Stelle den tatsächlich sehenswerten "Monk" als "Tagestipp". Wer aber die letzten Stunden des Programms mit seinem Finger vom Listenende auf den Bildschirm zieht, der erfährt: "Monk" fehlt der Live-Stempel. Ganz anders gestern. "Extra", das Pseudoinvestigativmagazin von RTL mit Birgit Schrowange, war zu gleicher Zeit live in der App zu sehen.

Zuständig für das Miniprogramm auf Apples Kulthandy ist Robert Fahle, Mobil-Chef des Senders. Fahle erklärte der taz, RTL könne "fast ohne Einschränkungen" auf Mobilgeräten live zeigen, was auch im klassischen TV zu sehen sei.

Der RTL-Manager sagte aber auch, dass Videoinhalte unterwegs "vor allem tagsüber auf den Zeitraum bis zirka 20 Uhr konzentriert" von den Nutzern angewählt würden. Der mobile Livestream sei daher bis zu dieser Zeit auch "ohne Unterbrechung" zu haben, von "Punk 6" über "Punkt 12", viele banale Nachmittagsdokus und Kloeppels News bis hin zu Boulevardmagazinen wie "Explosiv" und Vorabendsoaps.

Was Fahle im taz-Gespräch andeutete, aber nicht deutlich sagte: RTL darf zwar in der Theorie fast alles live auf Handys bringen, will das aber nicht. Der Sender will offensichtlich vor allem mobilen Zugang zu Sendungen schaffen, die er selbst produziert. Was RTL im Ausland einkauft wie US-Serien und Blockbuster, wird dem mobilen Publikum nicht gegönnt. Und zwar, weil das zu teuer ist. Dazu passt nicht nur die Unterbrechung des Prinzips "alles bis 20 Uhr" mit "Extra", sondern auch, dass laut Fahle Shows wie "Deutschland sucht den Superstar" live aufs iPhone gebeamt werden sollen.

Der Manager sagt, RTL wolle dafür "nicht auf DVB-H" warten. Und genau hier liegt das Problem, für den Kölner Privatsender wie die TV- Branche insgesamt. Für die avisierte digitale Antennenausstrahlung via DVB-H, die für mobile Geräte geeignet sein sollte, sind zwar Frequenzen reserviert, die Industrie scheiterte aber bisher daran, die Technik ins Rollen zu bringen. Während es bei DVB-H egal wäre, wie viele mit ihren Telefonen das Signal abgreifen würden, müssen die Sender bei Livestreams jeden Zuschauer einzeln bedienen, also viele Downloads zu gleicher Zeit versorgen. Und das kostet.

So verlockend Livefernsehen über Handys also auch sein mag, sei es, um schon mal in den Anfang einer Sendung reinzuschauen, obwohl man noch in Bus und Bahn unterwegs ist, oder aber, um vom Formel-1-Rennen in der Pinkelpause nichts zu verpassen: Ausgereift ist die Technik noch nicht. Das wird auch anderen Sendern zu schaffen machen, wenn sie nachziehen, um RTL mobil Konkurrenz zu machen.

Für die schnelle Info und Unterhaltung zwischendurch eignet sich das Miniprogramm übrigens aller Live-Einschränkungen zum Trotz. RTL hat nämlich technisch ganz wunderbar seine Video-Datenbank aus dem Netz in die App integriert. Und auch für diejenigen, die das TV-Programm lieber klassisch auf einem großen Schirm sehen wollen, hat sich RTL einen klugen Kniff ausgedacht: einen Alarm für die Lieblingssendungen, damit die keiner verpasst. Die App ist damit immerhin ein brauchbarer Fernsehwecker.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.