Gütersloh not happy

BERTELSMANN STIFTUNG Ungewöhnlich scharfe Kritik an Schulers Buch

Die Bertelsmann Stiftung hat ungewöhnlich scharf auf das Buch „Bertelsmann Republik Deutschland“ reagiert. Hierin analysiert Autor Thomas Schuler kritisch Rolle und Selbstverständnis der Unternehmensstiftung, die die Mehrheit am größten europäischen Medien- und Dienstleistungskonzern (RTL, Gruner + Jahr, Random House, Avarto) hält. Sein Fazit: Die gemeinnützige Stiftung sei undemokratisch, intransparent und zu eng mit der Bertelsmann AG verquickt (siehe Vorabdruck in der taz von gestern). Man weise die „Vorwürfe und Unterstellungen“ Schulers zurück, so der Vorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Gunter Thielen. Das Buch würde nun umfassend, auch juristisch, geprüft.

Im Übrigen fühlt sich die Stiftung als verfolgte Unschuld: „Für die Recherchen zu seiner Publikation hat er ein Stipendium der Otto-Brenner-Stiftung der IG Metall erhalten. Und sein Verlag hat schon vor Monaten die reißerische Ankündigung des Buches veröffentlicht. Damit war deutlich, dass Autor und Publikation eine eindeutige politische Zielsetzung hatten“, so Thielen, von 2002 bis 2008 Vorstandschef der Bertelsmann AG und heute Aufsichtsratsvorsitzender.

Auf konkrete Fragen, die das Buch aufwirft, geht Thielen dabei nicht ein: „In unserer heutigen Zeit ist es doch eine Illusion, dass eine Stiftung oder ein Unternehmen ein Land wie die Bundesrepublik nach ihren Vorstellungen formen und prägen kann“, heißt es lapidar. Man wolle sich aber „auf keinen Fall wegducken“ und „wir stellen uns der Debatte“, sagt Stiftungssprecher Andreas Henke.

Thielen schreibt auch, man habe Schuler umfänglich bei seinen Recherchen unterstützt. Der Autor sieht das etwas anders: „Die haben relativ früh zugemacht“, so Schuler zur taz. Zur letzten Jahres-Pressekonferenz der Stiftung in Gütersloh bekam der freie Medienjournalist keine Akkreditierung, sondern den Hinweis, hier sei lediglich die Regionalpresse vorgesehen. STG