„Mich bringen sie nicht zum Schweigen“

RUSSLAND Verprügelter Journalist kündigt Fortsetzung seines Widerstands an

Drei Wochen nach dem brutalen Angriff auf den regierungskritischen russischen Journalisten Oleg Kaschin hat dieser im ersten Artikel nach der Prügelattacke die Fortsetzung seines Widerstands angekündigt. „Sie bringen mich nicht zum Schweigen“, versicherte der 30-jährige Journalist in einem am Montag in der Wochenzeitung Wlast veröffentlichten Artikel, den er im Krankenhaus verfasst hatte. Er werde wahrscheinlich bis Dezember genesen sein. Im Januar wolle er seine Arbeit bei der Tageszeitung Kommersant wieder aufnehmen, schrieb Kaschin weiter.

Kaschin war am 6. November im Zentrum von Moskau von zwei Männern brutal zusammengeschlagen worden. Seine Verletzungen waren so schwer, dass er für mehrere Tage in ein künstliches Koma versetzt werden musste. Es wird vermutet, dass der Überfall mit seiner Berichterstattung über einen umstrittenen Autobahnbau durch den Chimki-Wald bei Moskau zusammenhängt. Russlands Staatschef Dmitri Medwedjew versprach, dass die Angreifer bestraft würden.

Im November 2008 war der Journalist Michail Beketow, der ebenfalls über das Bauvorhaben im Chimki-Wald berichtet hatte, so schwer zusammengeschlagen worden, dass ihm ein Unterschenkel und mehrere Finger amputiert werden mussten. Er kann seit dem Angriff nicht laufen und wegen eines Hirnschadens auch nicht mehr sprechen. In Russland werden Journalisten und Regierungskritiker immer wieder Opfer brutaler Angriffe. Das prominenteste ist die Nowaja-Gaseta-Journalistin Anna Politkowskaja, die am 7. Oktober 2006 vor ihrer Wohnung erschossen wurde. Der Mord an der mit Recherchen über den Tschetschenienkrieg und Korruption im Verteidigungsministerium bekannt gewordenen Politkowskaja ist bis heute nicht aufgeklärt. (afp/taz)