Gewagte Strategie

USA Der Internetkonzern AOL kauft den linken politischen Blog Huffington Post – eine ungewöhnliche Ehe

Nur Champignons hätten die Verbindung noch verhindern können. Die Übernahme der Huffington Post durch AOL wurde beim Mittagessen besiegelt. Und AOL-Chef Tim Armstrong mag keine Pilze. 315 Millionen Dollar hat AOL für den linken politischen Blog ausgegeben.

Arianna Huffington, Gründerin des einflussreichsten Alternativmediums in den USA, wird Chefin über den Nachrichtenbereich. Eine Linke in einem Internetkonzern, der politisch als eher unabhängig gilt – eine ungewöhnliche Verbindung.

AOL bekommt durch die Übernahme Zugriff auf eine Masse von Nachrichten und Millionen von Lesern. Mit etwa 25 Millionen Besuchern pro Monat gehört die Huffington Post zu den meistbesuchten US-Seiten. Ein perfektes Anzeigenumfeld.

Für AOL ist es eine Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Das Kerngeschäft mit Internetzugängen schrumpft wie auch die Anzeigenerlöse: Im vierten Quartal 2010 machte AOL einen Verlust von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Es ist eine gewagte Investition, die perfekt zu unserer Strategie passt“, zitiert die New York Times Konzernchef Armstrong.

AOL setzt also künftig auf Nachrichten. Die im Falle der Huffington Post jedoch vielfach von anderen Seiten generiert werden. Dennoch ist der Einfluss der 2005 gegründeten Huffington Post groß. Denn die Seite bezieht die User über eine große Community mit ein.

Huffington verspricht sich von der Verbindung mit AOL eine größere Leserschaft. Sowohl die globale Reichweite als auch der regionale Markt in den USA sollen gestärkt werden.

Der Kultur und die Mission der Huffington Post werde sich durch die Verbindung mit AOL nicht verändern, verspricht Huffington. Doch ob sich deren Einzigartigkeit unter dem Dach eines Konzerns bewahren lässt, bleibt abzuwarten. RIEKE HAVERTZ