Charmant und belanglos

FILM Das Erste sucht die Jugend („Für immer 30“, 20.15 Uhr, ARD)

„Für immer Afrika“, „Für immer Venedig“, so titelten frühere Degeto-Filme, heute Abend nun heißt es „Für immer 30“. Eine gute Formel lässt sich variieren, es gab auch Degeto-Filme „Da wo die Berge sind“ oder „Da wo wir zu Hause sind“. Die Aufzählung der Titel, die mit dem Wort „Liebe“ anfangen, würde den Umfang dieses Beitrags sprengen.

Und zumindest die „30“ im Titel ist doch bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass es sich dabei nur um eine Altersangabe handeln kann und das Durchschnittsalter des ARD-Publikums doch jenseits der 60 liegt.

Was also hat es mit der „30“ auf sich? Steht der älteste deutsche Fernsehsenders am Anfang einer groß angelegten Verjüngungskur? Und geht damit eine Qualitätsoffensive einher? Denn auch die Schauspieler Felix Eitner, Marie-Lou Selem, Jürgen Tarrach und Hanns Zischler gehören nicht zu dem auf dem Schmonzetten-Sendeplatz am Freitagabend gewohnten Stammpersonal. Liegt es daran, dass sie nicht mehr so jung sind und das Geld brauchen? – Eitner hat unlängst seinen Job als „Polizeiruf“-Kommissar verloren.

Fragen, die der harm- und belanglose, aber nicht uncharmante Film selbstverständlich nicht beantwortet. Eitner kann seine persönliche Erfahrung einbringen, er spielt einen Werber, der seinen Job verliert und versucht, diesen zurückzugewinnen – und die Frau (Selem), die den Job bekommen hat, die er erst hasst, dann liebt, für sich zu gewinnen. Gleich zu Beginn bekommt der für immer 30-Jährige von seiner Tochter zu hören: „Du bist ein fünfzigjähriges Alpha-Männchen und knallst die jungen Hühner von der Stange!“

Da kommen wir dem ARD-Altersschnitt dann doch wieder recht nahe. Aber irgendwie clever wäre das schon – die Verjüngungskur, wenn sie denn bevorsteht, mit einem Film zu beginnen, der den Jugendlichkeitswahn zum Thema hat. Fast schon möchte man der Degeto Selbstironie attestieren. Aber das wäre natürlich absurd. JENS MÜLLER