Einmal um die ganze Welt

THE WEEKENDER zeigt nichts Neues – und überrascht

Eine ausgestopfte Eule sieht man selten auf einem Cover. Die erste Ausgabe des neuen Independentmagazins The Weekender von Dirk Mönkemöller traut such trotzdem, so ungewöhnlich aufzumachen, und bringt so gleich den selbst gestellten Anspruch „Reisen, Wohnen, Natur“ schön auf den Punkt. Die Eule nämlich gehört zu einer Geschichte über Schweizer Gebrauchtwarenläden, Menschen, die dort einkaufen, und zeigt, wie es bei ihnen zu Hause aussieht.

Homestorys kennt man auch aus anderen Zeitschriften, die sich auf Hochglanzseiten mit solchen Themen beschäftigen. Sie enden meist damit, dass irgendwo ein Eames-Schichtholzstuhl in der Ecke steht, selbstverständlich auf Betonfußboden. Ausflugstipps führen zu Landhausvillen oder nach Bali. The Weekender soll nun alle drei Monate erscheinen und setzt sich von Publikationen wie Schöner Wohnen dadurch ab, dass er auf fast kinderbuchdickem Papier gedruckt ist. Leider jedoch sind die Seiten so monochrom gestaltet, dass die Fotos oft nur auf den zweiten Blick auffallen.

Farbiger wird es in der Mitte des Hefts. Vor einem pinkfarbenen Hintergrund, der stark an die Financial Times erinnert, wird in der Rubrik „Casual Friday“ regelmäßig über Menschen an ihrem Arbeitsplatz berichtet. Den Anfang macht ein Porträt der Illustratorin Sarah Illenberger. Der Autorin und Fotografin gelingt die Umsetzung der Geschichte so gut, dass man diese Person sofort besuchen möchte. Es folgen Berichte über Kinder in Grönland, Radfahrer in Südafrika, einem Hausbootbewohner in Berlin und, als schwächstes Stück des 8 Euro teuren Hefts, einer über Schlossbesitzer in Belgien. Insgesamt macht die erste Ausgabe von The Weekender, trotz anfänglicher Skepsis, einen gelungenen Eindruck. Nur ganz ohne Designklassiker geht es auch hier nicht. Cecile aus dem Artikel über Gebrauchtwarenläden sagt: „Ich träume davon, einen Egg Chair von Arne Jacobsen zu finden.“ Ich träume nun davon, dass The Weekender mehr als 90 Seiten hat. NATALIE TENBERG