ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI
: Einstand ohne Verstand

Die Fallhöhe für den neuen Münchner „Polizeiruf“ ist enorm. Nach den Jahren mit dem phänomenalen Duo Edgar Selge und Michaela May, nach der wunderbar originellen und spannungsgeladenen Kombination aus Stefanie Stappenbeck und Jörg Hube, die tragischerweise nicht fortgeführt werden konnte, weil Hube 2009 starb, tritt nun also Matthias Brandt an.

Als Kommissar Hanns von Meuffels löst er in „Cassandras Warnung“ seinen ersten Fall. Die Freundin der Ehefrau seines neuen Kollegen Gerry Vogt (Ronald Zehrfeld) ist erschossen worden, eine Verwechslung, vermutet man, Vogts Gattin (etwas hölzern: Alma Leiberg) steht von nun an unter Polizeischutz.

Von Meuffels begibt sich also auf die Suche nach der vermeintlichen Täterin, Vogts Exgeliebte Cassandra. Nun ja, die Story ist von Anfang an so hanebüchen zusammengestoppelt, dass man sich permanent wundert, weshalb von Meuffels den ganzen Zinnober nicht hinterfragt, denn außer Hörensagen hat er nichts in der Hand. Dass er so vertraut mit dem Kollegen Vogt umgeht, den er ja gerade erst kennengelernt hat, ist nur eine der Ungereimtheiten.

Dummerweise zerfasert die Geschichte in Nebenschauplätze, die wie bizarre Planeten durch die Story schwirren und den Plot ins Trudeln bringen. Kaum zu fassen, dass der große Dominik Graf hier Regie geführt hat, dass Günter Schütter, von dem der legendäre Tatort „Frau Bu lacht“ stammt, auch dieses Buch geschrieben hat.

Einsames Highlight ist die junge Anna Maria Sturm als Landpolizistin Anna Burnhauser, fortan von Meuffels feste Partnerin. Sie packt ihre Rolle mit einem authentischen Tonfall an, dass es die reinste Freude ist. Und der sonst so überragende Matthias Brandt, tja, er ist hier leider nur ein Versprechen. Ein Versprechen auf mehr. Bleibt zu hoffen, dass seine Figur noch zu sich findet. Die Vorgänger waren einfach zu stark.

„Polizeiruf 110: Cassandras Warnung“, So., 20.15 Uhr, ARD