Anne Haeming Der Wochenendkrimi
: Unterfordert in Düsseldorf

Die letzte Folge einer Staffel muss immer ein Knaller sein. Die Zuschauer sollen in der nächsten Saison wieder einschalten, logo.

Fürs Finale der aktuellen Samstagskrimistaffel um Kommissar Stolberg (Rudolf Kowalski) hat sich die Redaktion daher etwas ausgedacht, das eigentlich immer zieht. Eine Konstellation, die die Polizeiarbeit garantiert ins Schwanken bringt: wenn einer von den eigenen Leuten zum Tatverdächtigen wird. Dass das für großartige Krimiunterhaltung taugt, sieht man ja regelmäßig in der TV-Reihe „Unter Verdacht“ mit Senta Berger.

Dummerweise hat man die Idee für diese Stolberg-Folge mit dem Lala-Titel „Tödliches Netz“ grandios versemmelt. Dabei beginnt alles mit dem Höhepunkt: Gerichtsmedizinerin Hannah Voskort (Eva Scheurer) sitzt im Verhörzimmer auf der falschen Seite, gegenüber Stolberg und seiner Assistentin (Annett Renneberg). Aber spannender wird’s nicht mehr, es folgt ein Schnitt – „Eine Woche vorher“: Voskort ist in Sorge, ihre Freundin Marleen (Michaela May), eine alkoholisierte Bitch, ist verschwunden, der Dauerstreit mit ihrem Managergatten (Robert Hunger-Bühler) war zuvor eskaliert.

Fast die komplette Folge geht dafür drauf, die Vermisste halboffiziell zu suchen. Die taucht wieder auf, ist am Ende aber trotzdem tot. Die Verdächtigenliste wird in den letzten Sekunden halbherzig durchgehechelt. Aber immerhin Lavinia Wilson als Geliebte ist ein Lichtblick.

Überhaupt: Die exquisite Besetzungsliste beeindruckt, wirkt aber eher wie Perlen vor die Säue bei diesem 60-Minüter.

Diese „Stolberg“-Folge ist so solide wie Schwarzbrot, wie alle anderen auch. Hier ist nichts Überflüssiges dabei, die Ermittler bleiben blass genug, um nicht so zu nerven wie etwa beim ZDF-Krimikollegen Wilsberg. Aber der großartige Rudolf Kowalski, der schon bei „Bella Block“ als Lover verheizt wurde, hätte wirklich mal eine exponiertere TV-Reihe verdient.

„Kommissar Stolberg: Tödliches Netz“, Sa., 21.45 Uhr, ZDF