Wieder ganz unten

STASI Springer-Zeitung erhebt neue Vorwürfe gegen Günter Wallraff

Die Frage ist, ob der Autor „willentlich und wissentlich“ für den Dienst gearbeitet hat

Enthüllungsjournalist Günter Wallraff wird mit neuen Vorwürfen über eine angebliche Stasi-Mitarbeit konfrontiert. Die Welt am Sonntag ist nach einem eigenen Bericht auf neue Akten gestoßen, die Hinweise auf seine Tätigkeit als inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi liefern könnten. Demnach soll ein früherer Mitarbeiter des Schriftstellers Kapitel des Bestsellers „Ganz unten“ geschrieben haben, in dem Wallraff 1985 über seine Erfahrungen als Türke Ali berichtet hatte. Der Kollege war dem Bericht zufolge als IM geführt.

Wallraff bestreitet die Vorwürfe. Von dem Stasi-Verdacht gegen den Mitarbeiter habe er nichts gewusst, erklärte Wallraff laut Welt am Sonntag. Er selbst habe nie „wissentlich und willentlich“ mit der Stasi zusammengearbeitet. Für eine Stellungnahme war der 69-Jährige am Sonntag zunächst nicht zu erreichen. In der Vergangenheit waren mehrmals Berichte mit ähnlichen Vorwürfen gegen den Kölner Journalisten aufgetaucht. Das Hamburger Oberlandesgericht hatte 2006 entschieden, dass Zeitungen des Springer-Verlags Wallraff nicht mehr als „inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit“ bezeichnen dürften.

Welt und Berliner Morgenpost sahen ihre damaligen Veröffentlichungen auch durch die Stasiunterlagenbehörde gestützt. Die hatte im Herbst 2003 berichtet, Wallraff sei von der Staatssicherheit von 1968 bis 1971 als „IM Wagner“ registriert worden und habe als „A-Quelle“ Informationen über andere abgeschöpft. Das Gericht sah es zwar als erwiesen an, das Wallraff in Stasi-Unterlagen als „IM“ registriert war, es sei aber nicht zu beweisen, dass er „willentlich und wissentlich“ für die Stasi gearbeitet habe. (dpa)