Mehr als bloß Fernsehen

SOCIAL TV „Neon“ als Sendung: das neue EinsPlus-Format „Klub Konkret“ (Mittwoch, 20.15 Uhr)

„Klub Konkret“ wirkt so ein bisschen wie die digitale Schwester der Neon, diesem Magazin für urbane Akademikerkinder zwischen 20 und 30: durchdesignt vom verwuschelten Pferdeschwanz der Moderatorin bis zu der, ja, vielleicht auch ein klein wenig Verliebtheit in die eigene selbstironische Coolness. Und „Klub Konkret“ will vor allem eins nicht sein: bloß Fernsehen.

Michael Köppel und Hardy Röde, die Macher des Reportage- und Talkformats in der neuerdings schwer auf jugendlich getrimmten Primetime des Digitalsenders EinsPlus, wissen natürlich auch: die Facebookgeneration, den sie erreichen wollen, schaut lieber YouTube als die olle ARD. Was macht man also? Erstens, man ist genauso cool wie die Zielgruppe: man verlegt den Talk in ein Clubsetting, haut ein paar schnell geschnittene Einspieler dazwischen und sorgt für eine leicht verwackelte Handkameraästhetik à la YouTube. Und zweitens, man lässt die Zielgruppe mitmachen. Lässt sie, gerne per Facebook, themenbezogene Fragen beantworten, die im Vorfeld jeder Folge auf die „Klub Konkret“-Homepage gestellt werden. Denn: „Euer Input ist unser Output.“

In der dritten Folge, „Einmal Nazi und zurück“, in der Moderatorin Franziska Storz sich mit einem Aussteiger aus der Neonaziszene zum Bier trifft, funktioniert der digitale Input nur mäßig. „Sollte man Neonazis in der Presse ein Forum geben?“, lautete die Frage im Netz. Die Antworten, die Reporter Daniel Bröckerhoff vom Tablet-PC abliest, sind weder überraschend, noch liefern sie informativen Mehrwert: Man hätte die digitalen Spielereien auch weglassen, den Zuschauer-Input für sich behalten können – und der Output hätte trotzdem funktioniert. Denn das Gespräch zwischen Storz und Talkgast Felix Benneckenstein ist gut geführt und sehr zuhörenswert. Manchmal wäre bloß Fernsehen eben gar nicht so schlimm. AKL