ANNA KLÖPPER DER WOCHENENDKRIMI
: Erfrischend oldschool

Die schlagen uns tot“, quietschen die minderjährigen Zwangsprostituierten voller Angst. „Vorher [PAUSE] schlag ich sie tot.“ Das war keine Dialogzeile aus „Stirb Langsam“, an die Sie sich nicht mehr erinnern. So beginnt der neue „Tatort“ mit Til Schweiger alias Kommissar Nick Tschiller. Wenige Minuten später sind die Zuhälter dann tatsächlich weitestgehend erledigt und Tschiller setzt sich mit hübsch martialisch aussehenden kleinen Schmissen im Gesicht in den Polizeibus und spielt den zerknirschten Vater, der vergessen hat, die Cola einzukaufen.

Damit ist man beim größten Problem des neuen Hamburger Kommissars: Eigentlich gibt es ihn gar nicht. Tschiller ist ein Puzzle aus den üblichen Schweiger-Charakteren. Ein wortkarger Lonesome Rider („Schutzengel“), den die Frauen lieben, weil er ja doch eigentlich ein ganz Netter („Keinohrhasen“, „Kokowääh“ 1+2) ist, der tollpatschig daran scheitert, seiner Tochter morgens das Ei genau richtig zu kochen und abends tröstende Worte für ihren Liebeskummer zu finden („Du, das muss sich so anfühlen“).

Ohnehin, die Frauen. Die sind hier entweder „Broschen“ (Fahri Yardim als Tschillers „Partner“ Yalcin Gümer), gelangweilte Geliebte (Mavie Hörbiger) oder großäugige Krankenschwestern in kurzen Kittelkleidchen. Und wenn sie es doch bis zur Anwältin (Edita Malovcic) geschafft haben, verdrehen sie über Tschillers Spruch „Wollen Sie jetzt mich ficken oder die Astan-Brüder?“ zwar die Augen, finden es aber eigentlich ganz geil.

Genauso müßig ist es, sich über diesen „Tatort“ aufzuregen. Besser: mal loben. So viel wird darüber gemeckert, die Kommissare seien überpsychologisiert (Dortmund-Kommissar Faber, Keppler in Leipzig), und es werde immer so viel geredet und so wenig geschossen. Da soll Schweiger doch ruhig mal den Bruce Willis machen. Will ja sonst keiner. Und außerdem macht er das ja, für sich genommen, auch ganz gut.

„Tatort“: „Willkommen in Hamburg“; So., 20.15 Uhr, ARD