ANNA KLÖPPER DER WOCHENENDKRIMI
: Alte Männerfäuste

Die Abstände, mit denen der WDR seinen Exkommissar „Schimanski“ (Götz George) durch Duisburg rennen lässt, sind seit dem Start der Reihe anno 1997 inzwischen recht groß geworden. Alle zwei, drei Jahre mal eine neue Folge – gut, er ist ja auch wirklich nicht mehr der Jüngste. Das ist mittlerweile nicht mehr zu übersehen, in „Loverboy“ ist es vor allem auch nicht mehr zu überhören. Ein wenig kurzatmig japst der Exermittler inzwischen hinter dem smarten Zuhälter (Vladimir Burlakov) her, ein bisschen rheumatisch der Gang, ein wenig schwach die Rechte, mit der er den jungschen Kommissar (Julian Weigend) und ein oder zwei Puffbesitzer wundersamerweise darniederstreckt.

Ein wenig mehr Selbstironie auf so viel Berufsjugendlichkeit und ein bisschen weniger alte Männerfaust im Gesicht hätten da wahrlich nicht geschadet (Regie: Kaspar Heidelbach, Buch: Jürgen Werner). Da hilft es auch nicht viel, wenn sich Schimanski vor der nächsten Keilerei das neu erworbene, noch unbekannte Wesen Smartphone verkehrt herum ans Ohr hält und der gute Anzug inzwischen ein wenig kneifen darf im Schritt.

Denn das Einzige, was wirklich peinlich wehtäte, nämlich die Angst der Alten, nicht mehr gebraucht zu werden, überflüssig zu sein – diese Angst kennt Schimanski nicht. So viel an Zwischentönen, und wenn sie sich auch geradezu aufdrängen mögen, sind für seine Figur nicht drin.

Also hetzt Schimanski in abgewetzter Jeansjacke hinter Jessica (Muriel Wimmer) her. Die ist, oh du miese Ratte Pubertät, wegen einem Typen von zu Hause abgehauen: vor dem smarten Zuhälter, auch bloß eine miese Ratte, der „Jessi“ auf den Strich schicken will. Das hätte ganz gut werden können: Teenagerjahre, diese verdammte seelische Manipulierbarkeit. Aber auch hier bleibt für Zwischentöne wenig Platz, der Charakter des Mädchens blass. Dafür ist Georges Faust umso präsenter.

„Schimanski – Loverboy“; So., 20.15 Uhr, ARD