Der Onlinekomplex

TRANSMEDIAL Mit dem zweiten „Dina Foxx“-Thriller will das ZDF zeigen, wie man klassisches TV mit dem Internet verknüpft

Es ist wohl die Sorge, die angestammten Zuschauer zu verlieren, die das Gesamtprojekt bemüht und zu gewollt wirken lässt

VON JENS MAYER

Dass man hier, in diesen Räumlichkeiten in Berlin-Mitte, sich ganz auf der Höhe der Zeit (oder dieser sogar voraus) wähnt, merkt man schnell an den Begriffen, die durch den Raum fliegen. Da wird von „Experience“ gesprochen, von einem „Follow-up“, einem „Casual Game“ für „mobile Devices“ und einem „Cutting Edge“-Thema in der „Near Future“. Man merkt den vier Männern aber auch ihre Anspannung an, denn sie stellen ein Konzept vor, an dem sie drei Jahre gearbeitet haben und das in seiner Dimension für das ZDF Neuland ist, auch wenn man beim Transmedia-Experiment „Wer rettet Dina Foxx?“ von 2011 anknüpft – einem Thriller über Datenmissbrauch, der an einer entscheidenden Stelle endete, um dann als interaktiver Krimi im Netz zu Ende gespielt werden zu können. „Das war für alle Beteiligten so interessant und erfolgreich, dass wir beschlossen haben, einen weiteren Teil mit dieser Hauptfigur zu kreieren“, erklärt ZDF-Redakteur Burkhard Althoff.

Auf dieser Grundlage habe das Team um Regisseur Max Zeitler sowie die Produzenten Leif Alexis und Kristian Costa-Zahn eine Nachfolgeproduktion konzipiert: „Dina Foxx 2 – Tödlicher Kontakt“ ist ein zweiteiliger Fernsehfilm, der im Abstand von einer Woche ausgestrahlt und von einem aufwendigen Onlineangebot begleitet wird. So erzähle man, erklärt Costa-Zahn, im Gegensatz zum ersten Teil, eine abgeschlossene Geschichte, biete aber einen „ähnlich radikalen Mehrwert“. Leif Alexis führt weiter aus: „Wenn sich also zwei Personen den zweiten Teil gemeinsam anschauen, von denen eine die Onlinewoche mitgemacht hat, sind zwar beide unterhalten, haben aber völlig unterschiedliche Wahrnehmungen.“

„Dina Foxx – Tödlicher Kontakt“ handelt von der titelgebenden Hauptfigur (Katharina Schlothauer), die einem Lebensmittelskandal auf die Spur kommt, der eine Epidemie in der Hauptstadt auslöst. Die beiden 45-minütigen Teile erinnern stilistisch an die erfolgreiche kanadische Science-Fiction-Serie „Orphan Black“, die seit diesem Jahr auf ZDFneo zu sehen ist.

Neben den TV-Ausstrahlungen wird auf der Internetseite zu „Dina Foxx“ eine siebenteilige Webserie angeboten, die inhaltlich zwischen den Teilen angesiedelt ist und den Zuschauern weitere Hintergründe des geschilderten Komplotts präsentiert. Sie sind einer der Stränge des dreiteiligen Onlinekomplexes, der vor allem eine junge Zielgruppe erreichen soll, die mit der linearen Ausstrahlung und passivem Glotzen angeblich kaum noch etwas anfangen kann. So bietet die Seite auch ein Geschicklichkeitsspiel, das vor allem für die Nutzung auf Smartphones konzipiert ist, sowie eine „360-Grad-Ermittlung“, bei der User an Originalsets stehen, um dort selbst zu forschen.

Die inhaltliche Verquickung all dieser Stränge, das machen die Entwickler deutlich, hätten die größte Herausforderung dargestellt. „Das hört sich alles sehr komplex an, ich habe ein bisschen Sorge“, interveniert ZDF-Mann Althoff, bevor sie sich alle wieder in Details verlieren. Ihm ist es wichtig, zu beschwichtigen: „Man kann den Geschichten sehr entspannt und interessiert folgen.“

Die Sorge, die angestammten Zuschauer zu verlieren, ist es wohl auch, die das Gesamtprojekt etwas bemüht und zu gewollt wirken lässt. Es ist das Problem der öffentlich-rechtlichen Sender, es vorsorglich allen recht machen zu wollen. Einerseits soll „Dina Foxx“ eine webaffine Zielgruppe „abholen“ – so findet die Premiere des Films auch noch vor TV-Ausstrahlung in der ZDF-Mediathek statt –, gleichzeitig soll kein Zuschauer verschreckt oder überfordert werden.

Dabei hat es ein junger ZDF-Kollege bereits vorgemacht, wie die neuen und alten Kanäle bespielt werden können: Das bald auch im Hauptprogramm ausgestrahlte „Neo Magazin“ von Jan Böhmermann erfüllt schon längst alle Merkmale des transmedialen Erzählens, und zwar vollkommen selbstverständlich.

■ Die Sendetermine von „Dina Foxx – Tödlicher Kontakt“:

Bei ZDFneo: Der erste Teil wird am Sonntag um 19.30 Uhr ausgestrahlt und um 23.15 Uhr wiederholt. Der zweite Teil läuft eine Woche später zu den gleichen Zeiten

Im ZDF: Der erste Teil: Montag, 23.55 Uhr. Der zweite Teil: Montag, 17. 11., 0.15 Uhr

Im Netz: „Dina Foxx – Die ganze Wahrheit“ auf dinafoxx.zdf.de