Uberwachung von Gegnern

ABGEFAHREN Ein Manager von Uber plauderte darüber, dass der Dienst mit den gesammelten Daten Journalisten bedrängen könnte

Sarah Lacy reagierte auf die Ungeheuerlichkeit mit schwarzem Humor. „Ein Glück, dass die Jungs von Uber keinen Zugang zu den persönlichen Bewegungsdaten haben“, schrieb die Silicon-Valley-Reporterin. Dabei verhält sich die Sache natürlich genau anders herum: Uber betreibt sein Geschäft mit den Positionsdaten, die seine Kunden bereitwillig herausrücken. Und nun dachte das Management des US-Dienstes offenbar darüber nach, einzelnen Menschen nachzustellen – unter anderem Sarah Lacy.

Uber vermittelt per App Fahrdienste. Er wird von der GPS-Ortungsfunktion mit Daten gefüttert, die heute flächendeckend in Smartphones verbaut sind. Neben etablierten Taxidiensten sehen auch einige Journalisten das Angebot kritisch.

Nun plauderte Uber-Manager Emil Michael in einer als vertraulich angelegten Runde bei einem Essen in New York darüber, wie seine Firma das ändern könnte. Ein Zuhörer, ein Journalist von Buzzfeed, gab Michael so wieder: Man könne das Privatleben kritischer Journalisten und gar ihrer Familien ausforschen und die Nörgler mit dem Material unter Druck setzen. Recherchen gegen lästige Rechercheure wie Sarah Lacy, die der Uber-Mann namentlich nannte. Nun ist die Aufregung groß, zumal Uber nicht irgendein Unternehmen ist, sondern Daten vieler Menschen sammelt. Der Fall ist ein PR-Desaster. Etliche Journalisten kündigten an, die Uber-App von ihren Handys zu löschen.

Und Uber-Manager Michael? Der stritt gar nicht ab, Entsprechendes gesagt zu haben – aber ernst nehmen solle man ihn nicht. „Weder ich noch mein Unternehmen würden jemals zu einem solchen Vorgehen greifen“, schrieb er an Sarah Lacy adressiert auf Twitter. Die Bedrohte wiederum notierte prompt: Michael habe sie sogar angerufen. „Keine Ahnung, wie er an meine Nummer kam.“ DANIEL BOUHS