Senatorin blockt Fragen ab

Dinges-Dierig verweigert die Bekanntgabe der Lehrerstellen, weil diese Zahl „uninteressant“ sei. Neue Kommission soll Arbeitszeitmodell überprüfen. Schnelles Tempo bei Zwei-Säulen-Modell

Insgesamt bemüht sich Dinges-Dierig, bis zur Hamburg-Wahl Ende Februar keine kritischen Dinge mehr zu verkünden

VON KAIJA KUTTER

Vor einem imposanten Elbpanorama, in der Aula der Ganztagsschule St. Pauli, stellte Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) gestern ihre Pläne für das neue Schuljahr vor. Ein gelungener PR-Coup wurde ihr Auftritt trotzdem nicht, er endete eher skurril. Standhaft verweigerte sie den Journalisten Auskunft über die Zahl der Lehrerstellen und verhedderte sich in einer Endlos-Argumentationsschleife, die in dem Satz gipfelte: „Ich bemühe mich nach Kräften, diese Zahl aus meinem Kopf zu verdrängen.“

Zwar erfuhr die Öffentlichkeit, dass im neuen Schuljahr 221.400 Schüler an staatlichen Schulen von 15.207 „Lehrkräften“ unterrichtet werden. Doch hinter dieser Zahl verbergen sich nur die Personen, von denen über 44 Prozent in Teilzeit arbeiten. Um also wirklich einen Vergleich zu haben, müsste man die Zahl der „fiktiven Vollzeitlehrerstellen“ haben, wie sie auch die Kultusministerkonferenz zählt.

Die Senatorin begründete ihre Weigerung mit einer neuen Systematik, die sie eingeführt habe. So sei sichergestellt, dass die Schulen „zu hundert Prozent mit dem versorgt werden, was sie brauchen“, weil es für Lehrerstellen „kein gedeckeltes Budget mehr gibt“. Allerdings räumte sie ein, dass sie dafür in den ersten beiden Jahren ihrer Amtszeit die „Bedarfsgrundlagen“ wie Klassengröße verändert hatte. Dinges-Dierig: „Wir hatten früher eine bessere Schüler-Lehrer-Relation. Das ist bekannt.“

Das belegen auch die Zahlen der Kultusministerkonferenz. Kam 2001 eine Lehrerstelle auf 15,2 Schüler, sind es heute 17,4 Schüler. Besonders negativ war die Entwicklung bei den Grundschulkindern, die eigentlich die meiste Förderung brauchen.

Erst vorgestern hatte GEW-Chef Klaus Bullan an Hand der Statistik der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgerechnet, dass Hamburg seit Antritt der CDU-Regierung im Jahr 2001 bis 2005 die Lehrerstellen von 15.567 auf 13.910 gekürzt hat. Das ist nah an der Zahl, die Behördensprecher Alexander Luckow auf taz-Nachfrage dann doch noch lieferte: „Wir melden der KMK für das Schuljahr 2006/2007 rund 14.000 Stellen“, sagte er. Allerdings sind hier die Lehrer der Privatschulen mitgerechnet. Wie viel von den 14.000 an den Staatsschulen lehren, konnte Luckow nicht sagen.

Insgesamt bemüht sich Dinges-Dierig, bis zur Hamburg-Wahl Ende Februar keine kritischen Dinge mehr zu verkünden. Zwar werden in ihrem Hause die Vorbereitungen für das umstrittene Zwei-Säulen-Modell aus Gymnasium und Stadtteilschule unter Hochdruck vorangebracht. Schon im Herbst soll feststehen, welche Schulen zur Stadtteilschule werden und ob Standorte zusammen gehen. Die Informationen darüber sollen aber frühestens im März an die Schulöffentlichkeit gehen.

Überraschend gibt es kurz vor der Wahl noch ein Bonbon für Hamburg Lehrer. Das 2003 eingeführte Lehrerarbeitszeitmodell soll jetzt nochmals von einer neu eingesetzten Kommission unter Vorsitz der früheren NRW-Kultusministerin Gabriele Behler überprüft werden. Die siebenköpfige Kommission solle prüfen, „ob das Modell den geänderten Aufgaben von Schule und Lehrerinnen und Lehrern noch genügt“, sagte Dinges-Dierig. Die Vorschläge zur Erneuerung des Modells erwartet sie „im März“.