Das kleine Kulturenkarussel

Mit „Switch“ können 9- bis 14-Jährige tageweise Familien anderer Kulturen kennen lernen. Anlässlich der Auszeichnung des Projekts mit der „Hamburger Tulpe“ der Körber-Stiftung berichten Ali und Till von ihren Erlebnissen

Till Seeger, 11 Jahre:

Zuerst kamen die Kinder zu uns, Ali aus der Türkei und ein iranischer Junge mit einem komplizierten Namen. Wir haben Rouladen gekocht, mit Rind, weil Ali kein Speck isst. Wir haben Weihnachten nachgefeiert, so richtig, mit Keksen, Kerzen, Lieder singen. Am nächsten Tag war ich bei Ali in der Türkei, und da war noch ein Kind, Manfred von den Philippinen. Wir haben Türkische Pizza gebacken: einen Teig geknetet, ausgerollt, Fleisch, ich glaube Kalb, darauf gelegt und in den Ofen geschoben.

Nach dem Essen hat Alis Vater ein Lied gespielt, das Instrument sah aus wie eine Gitarre und dazu hat er gesungen. Es klang sehr anders als deutsche Musik, ganz lustig eigentlich. Dann gings in den Iran. Ich war ein bisschen aufgeregt. Wir haben ein Spiel gespielt, mit schwarzen und weißen Steinen, aber lustiger war Fußballspielen danach, Fußball so wie hier. Wir haben auch etwas gegessen, aber das mochte ich nicht so gerne, da schwammen Grünzeug und Fleischstückchen auf dem Teller. Gewundert hat mich, dass der Vater gar nicht nach Hause kam.

Bei Manfred von den Philippinen war ich nur kurz, Ali und der andere kamen leider gar nicht, aber viele Menschen von einer komischen Kirche. Meine Mutter hat mich gleich wieder mitgenommen, weil sie Angst hatte, so wie ich. Trotzdem: ich würde gern noch mal fremde Familien besuchen. PROTOKOLL: MAP

Ali-Baki Mutlu, 13 Jahre:

Meine Mutter hat mir von dem Projekt erzählt und ich wollte etwas über die anderen lernen, weil ich dann, wenn ich später mal hin fliege, schon etwas über das Land weiß. Eigentlich hatte ich mir das meiste schon gedacht: zum Beispiel, dass die Iraner so etwas Ähnliches essen wie wir, Fleisch und Reis nämlich. Bei den Deutschen gab es so ein Hack, da war Obst oder Gemüse drin, das kannte ich noch nicht.

Zu Beginn waren wir alle noch ein bisschen schüchtern; wir haben uns an den Tisch gesetzt und uns erzählt, was wir so machen und wer wir sind. Bei der deutschen Familie haben wir Fußball gespielt und im Kinderzimmer haben wir alle mal Schlagzeug gespielt. Bei uns haben wir ein bisschen im Koran gelesen, haben gezeigt, wie man betet und was man vor dem Beten macht. Und wir haben ein türkisches Spiel gespielt. Es ist wie ein Theaterspiel mit Puppen und dann müssen die anderen erraten, was für ein Wort man spielt. Wir haben „Schnarchen“ genommen.

Ach, eine Sache gab es, die ich noch nicht wusste: Ich dachte immer, dass bei der deutschen Familie Weihnachten die Eltern unterm Tannenbaum sitzen und die Kinder in ihrem Zimmer tun können, was sie wollen. Ich wusste nicht, dass sie so lange zusammen unterm Baum sitzen. Ich könnte es gar nicht so lange aushalten. Aber es stimmt, sie spielen natürlich auch etwas. PROTOKOLL: GRÄ