„Das Passend-unpassende“

Ausstellung über den Schriftsetzer Jimmy Ernst

■ 58, der Kurator des Museums der Arbeit ist von Haus aus Soziologe. Seit 1990 dort beschäftigt, feierte er bereits sein 20. Jubiläum.

taz: Herr Bönig, was genau sind Zwiebelfische?

Jürgen Bönig: Das ist ein Begriff aus der Druckersprache. Es sind Lettern in einem Setzkasten – in einer anderen Schrift oder anderen Größe, die verlegt worden sind, die nicht da reinpassen.

Welche Verbindung besteht zwischen einem Zwiebelfisch und Jimmy Ernst?

Jimmy Ernst war als „Halbjude“ selbst ein Zwiebelfisch, als er 1935 eine Lehre als Setzer in der Druckerei J.J. Augustin in Glückstadt machte. Er war der Sohn von dem Maler Max Ernst und Louise Straus, einer jüdischen Kunsthistorikerin. Glückstadt war damals ein deutsch-national geprägter Marinestandort. Der doppeldeutige Titel der Ausstellung und des Films bezeichnet somit gleichzeitig den Druck und das Passend-Unpassende.

Welche Rolle spielt hier der „Chinesische Zirkel“?

Der ist was ganz besonderes, den gibt es nur in Glückstadt. Die Setzer in Glückstadt konnten kein chinesisch sprechen. Sie mussten auf das Zeichen im Manuskript gucken und das gleiche Zeichen aus dem Setzkasten holen. Dieser Setzkasten, der fast 20.000 Zeichen hatte, war ringsrum um sie angeordnet.

Das hat Ernst auch gemacht?

Er setzte auch auf diesem chinesischen Satzzirkel. Aber er verstand die Zeichen auch nicht, er kennt sie nur als Bild. Das nimmt er später in seiner Kunst auf. Er hat sehr viel mit Lettern und Zeichen gearbeitet. INTERVIEW: EO

Ausstellung: Zwiebelfische, Museum der Arbeit, 11. Januar bis 6. März; täglich 13 Uhr Filmvorführung