Friede den Treppen

STADTENTWICKLUNG Ende eines Streits: Historische Elbtreppen-Häuser in Altona bleiben erhalten. Die Wohnungen werden teilweise erheblich teurer. Saga / GWG stellt im neuen Jahr Bauantrag

„Eigentlich war es unser Ziel, dass alle Wohnungen günstig bleiben“

Susanne Gerriets, Mieterinitiative

Die historischen Häuser an den Elbtreppen werden nicht abgerissen, sondern saniert. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga / GWG will dafür Anfang 2012 einen Bauantrag einreichen. Das bestätigte Saga-Sprecher Michael Ahrens am Freitag der taz. Die Kosten für die Sanierung der insgesamt 21 Wohnungen werden mit voraussichtlich fünf bis acht Millionen Euro deutlich höher sein als die ursprünglich dort geplanten Neubauten. Die hohe Summe erklärt sich unter anderem durch die Lage der Häuser am Neumühlener Elbhang: Der muss während der Sanierung durch eine Spundwand gestützt werden.

Die Saga akzeptiere ein entsprechend ausgegangenes Bürgerbegehren und erhalte das Ensemble, sagte Ahrens. Die höheren Kosten soll demnach eine Mischfinanzierung decken: Die Miete in zwei der Häuser wird öffentlich gefördert. Ihre Nettokaltmiete liegt nach der Sanierung bei 5,80 Euro pro Quadratmeter. Die anderen drei Häuser würden für Mieter deutlich teurer werden mit Quadratmeterpreisen im zweistelligen Bereich.

Mit der Einigung wird ein zehnjähriger Streit zwischen Mietern und Saga befriedet. Bereits 2001 gründeten die Bewohner eine Mieterinitiative, um den geplanten Abriss der Häuser zu verhindern. Nachdem die Bezirksversammlung Altona 2010 dem Abriss von vier der Häuser weitgehend zustimmte, strengte die Initiative ein Bürgerbegehren an, an dem sich mehr als 10.000 Altonaer beteiligten. Daraufhin unterstützte auch die Bezirksversammlung das Anliegen der Bewohner.

In den Elbtreppenhäusern die im 19. Jahrhundert gebaut wurden, lebten ursprünglich Hafenarbeiter. „Die Häuser sind besonders, nicht nur wegen ihrer Bauweise, sondern auch wegen der tollen Gemeinschaft unter den Mietern“, so Susanne Gerriets, Mieterin und Sprecherin der Initiative.

Mieter und Wohnungsunternehmen sind erfreut über diesen Ausgang des Streits. Man sei gemeinsam „unheimlich weit gekommen“, sagte Saga-Sprecher Ahrens. Auch Gerriets findet, „dass sich der jahrelange Kampf gelohnt hat“. Für sie ist die angekündigte Mischfinanzierung allerdings ein Wermutstropfen. Denn: „Eigentlich war es unser Ziel, dass alle Wohnungen günstig bleiben.“

Für die Dauer der Umbaumaßnahmen müssen die Bewohner nun aus ihren Wohnungen ausziehen. Die Kosten dafür trägt die Saga / GWG. Gerriets selbst wohnt bereits in einem der Ersatzquartiere. Sie rechnet damit, dass sie in etwa drei Jahren in ihre Wohnung an der Elbtreppe zurückkehren kann.

Ein kleines bisschen Angst habe sie schon, sagt sie, dass die Rückkehr teurer werde als angekündigt. Den alten Mietern sei zwar zugesagt worden, in die sozialverträglichen Wohnungen ziehen zu dürfen – ob der Platz für alle 26 Betroffenen reiche, sei aber unsicher. „Unsere Mieterinitiative“, so Gerriet, „bleibt daher weiterhin bestehen.“  SUL