„Schön wäre ein Bürgerdorf“

Fotoausstellung zum Hertie-Leerstand in Barmbek

■ 65, Foto- und Performance-Künstler, hat die Barmbeker mit ihren Hertie-Wünschen abgelichtet.

taz: Herr Reiss, warum hat Sie das Projekt „Hertie-Leerstand“ interessiert?

DG Reiss: Vom Fotografischen her, weil ich gern Menschen ablichte. Das war in diesem Fall besonders interessant, weil die meisten der Porträtierten ja spontan vorbeikamen, um sich mit einem Plakat ablichten zu lassen, auf dem sie ihre Wünsche für das leer stehende Hertie-Kaufhaus notiert hatten.

Wer kam vorbei?

Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten und Altersgruppen – vom Jugendlichen bis zur Mutter mit Kind. Eben Barmbeker, die einen Beitrag leisten wollten.

Und was schlugen sie vor?

Die Ideen reichten von Spielstätten für Kinder über kulturelle Initiativen bis zu einer Markthalle. Denn viele vermissten ganz konkret das Kaufhaus, in dem man alles unter einem Dach bekam.

Niemand war fürs Abreißen?

Der Tenor lag eher auf einer Zwischennutzung, bevor die Abrissbirne kommt. Denn da das juristische Tauziehen noch dauern wird, wollten die Leute, dass das Gebäude in der Zwischenzeit genutzt wird und keine leblose Stätte ist.

Betrachten Sie Ihre Fotos als interventionistische Kunst?

Ja, sie haben sicher einen Beitrag geleistet, um die Situation zu erkennen und zu reflektieren. Insofern war es schon eine wichtige Aktion.

Ihr persönlicher Vorschlag für Hertie?

Ich könnte mir in diesem riesigen Gebäudekomplex ein Bürgerdorf vorstellen, das Platz bietet für viele Initiativen, die in Barmbek ansässig sind. Damit sich die Menschen, die sich angesprochen fühlen, dort betätigen können. INTERVIEW: PS

Eröffnung von DG Reiss’ Foto-Ausstellung „Hertie – Im Blickfeld“: 17 Uhr, Bezirksamt Nord, Kümmellstr. 5–7