Kommentar Obdachlosenunterkunft: Nicht glaubwürdig

Die Initiative spielt mit Ängsten vor kriminellen Ausländern und setzt dabei aufs Hörensagen. Das ist nicht sehr appetitlich und lässt den Kampf für kleinere Unterbringungen nicht sehr überzeugend wirken.

Für die Bürgerinitiative ist es ohne Frage ein Erfolg: Sie hat ihr erstes Etappenziel erreicht, die Planungen für eine Wohnunterkunft für Obdachlose ist vorerst gestoppt. Vom Tisch ist das Projekt damit noch nicht, aber schwieriger umzusetzen. Sein politischer Preis steigt.

Was aber heißt das für die ganze Stadt? Für sie ist es kein Erfolg. Dass Hamburg wieder mehr Unterkünfte dieser Art braucht, und das schnell, ist relativ unstrittig. Und wenn solche Einrichtungen breit über die Stadt verteilt werden sollen, dann ist Harburg am Zug: Dort gibt es bisher wenige solcher Unterkünfte. Das wissen auch die Unterschriftensammler. Und sie versuchen geschickt, ihren Protest mit einem Plädoyer für kleinere Unterkünfte zu rechtfertigen.

Das kann nicht überdecken, dass die Initiative mit Ängsten vor kriminellen Ausländern spielt und dabei aufs Hörensagen setzt. Daneben spielen offenkundig auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Beides ist nicht sehr appetitlich – und lässt den Kampf für kleinere Unterbringungen nicht sehr glaubwürdig wirken.

Es wäre wünschenswert, wenn mehr von Obdachlosigkeit betroffene Menschen derart dezentral untergebracht werden. Das umzusetzen freilich wäre ein Kraftakt, nicht nur angesichts des Wohnungsmarkts. Und es würde ganz sicher nicht ohne neue Proteste abgehen.

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Jahrgang 1986. Arbeitet seit 2010 für die taz, zunächst als Volontär, jetzt vor allem für die Nord-Redaktion in Hamburg. Schwerpunkte: Politik und Gesellschaft in Schleswig-Holstein, Kirchen, Medien.

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