SOUNDTRACK

Für die aus England stammenden Action Beat kann man hier einmal eine schöne (und große, die Band besteht nämlich aus rund zehn Personen) Schublade aufmachen. Auf ihr steht so etwas wie: „Instrumental-Improvisations-Kraftprotz“. In ihr versammeln sich größere Mengen an Hasch und Bier und wenn man die Schublade aufzieht, kommen entsprechend berauschte hippieske Typen heraus, die nicht etwa ätherisch-entrückt vor sich hindudeln, sondern eine ganz andere Art von Überschreitung verantworten. Die Band verfügt über drei Schlagzeuger, verschiedene Gitarristen, einen Bassisten – und keinen Sänger. Es läuft dann so: der erste Schlagzeuger fängt an, dann fängt der nächste Schlagzeuger an, dann fängt der nächste Schlagzeuger an und während man überrascht auf diesen Lärm schaut, setzt der Rest der Instrumente ein und ein rhythmisches Inferno nimmt seinen Gang, lässt den guten Glauben verdampfen und hebt die Grenze zwischen Publikum und einer Band auf, die mit der üblichen Konzertchoreographie eher weniger zu tun hat, sich sozusagen nicht drum schert und ein fröhlich-infantiles Schlachtfest aufführt. Do, 12. 4., 22 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Dass sich mit drei Schlagzeugen auch ganz anders verfahren lässt, zeigt eine andere Band von der Insel. Die aus dem walisischen Cardiff kommenden Islet verwenden in ihren Liedern genau genommen sogar bis zu vier Drumsets, ohne dabei jedoch in oben genannte Lärmkaskaden zu verfallen. Im Gegenteil geht es hier mehr darum, ein weites Feld zwischen Kraut, Psychedelic und 70er-Jahre-Pop-Oper zu bestellen. Eine musikalische Nähe zu Pavement in die eine und die Battles in die andere Richtung ist dabei nicht zu verleugnen. Ziemlich genau dazwischen entfaltet diese Band, der man eine starke DIY-Attitüde nachsagt (weil sie nicht auf Facebook ist), einen, auf durchgehender Perkussionierung basierenden blühenden und glühenden Postrock, der einen schön mitnimmt – allerdings auch manchmal nicht genau weiß, wohin mit seinen ganzen Ideen. Di, 17. 4., 20 Uhr, Molotow Bar, Spielbudenplatz 5

Das bürgerliche Feuilleton hat Laura Gibson mit ihrer neuen Veröffentlichung entdeckt und gleich in die warmen Arme genommen. Als besonderes Merkmal wurde festgehalten, dass bei ihr nicht alles ist, wie es scheint. Nimmt man die erste Platte von 2009 scheint der Fall klar. „Beasts of Season“ bietet stark in der klassischen Folk- und Blues-Tradition stehende, sehr minimalistische Songs, die stellenweise hillbillymäßig ausfallen und stark von Gibsons leicht belegter, etwas mädchenhaften Stimme geprägt werden. Textlich geht es um Transzendenz und „existenzielle Einsamkeit“. Nun ist mit „La Grande“ ein deutlich differenzierteres Werk erschienen, das sich zwischen klassischem Singer-Songwriting, dichteren Sounds und düsteren Americana-Stimmungen à la Calexico bewegt. Sehr zurückgenommen klingt das Ganze immer noch und vor allem: Frau Gibson singt einfach sehr schön. Di, 17. 4., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstr. 66 NILS SCHUHMACHER