Abriss der Cargill-Villa: Konzern in der Opfer-Rolle

Es ist Cargills Verantwortung, die Villa zu retten – auch wenn das etwas teurer wird.

Stünde die weiße Villa in Rotherbaum und nicht in Rothenburgsort – der Streit um ihren Abriss würde seit Wochen toben. Und die Firma Cargill hätte neben mächtigen Gegnern längst ein massives Imageproblem. Aber es ist ja nur Rothenburgsort. Dabei braucht gerade dieses Arbeiterviertel, das im „Feuersturm“ fast komplett ausradiert wurde, die wenigen historischen Landmarken, die noch erhalten geblieben sind.

Dass ein Weltkonzern wie Cargill einfach nicht gemerkt hat, wie in einer seiner Immobilien die Bausubstanz wegrottete, ist nicht plausibel. Wahrscheinlicher schon, dass die Firma das Objekt im Paket miterworben hat und es bewusst verkommen ließ, bis eine Sanierung nicht mehr „wirtschaftlich“ schien.

Und wenn es doch nur ein Versehen war? Dann wäre es Cargills Verantwortung, diesen Fehler wieder gutzumachen – auch wenn das etwas teurer wird. Bei über vier Milliarden Dollar Gewinn sollte das drin sein.

Wenn die Unterspülung des Hauses für die Kostensteigerung ursächlich ist, dann wird auch dafür jemand verantwortlich sein. Man stelle sich vor, Produktionsstätten würden unterspült. Dann stünden die Anwälte von Cargill bei der Port Authority auf der Matte, ehe das Wasser wieder abgelaufen ist. In diesem Fall scheint sich das Unternehmen, allzu bereitwillig als Opfer der Gezeiten darzustellen.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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