SOUNDTRACK

Zoe Boekbinder hat einst als Teil des Duos Vermillion Lies flirrenden Cabarat-Folk im Stile von Dresden Dolls’ Amanda Palmer hergestellt. Mit der Trennung der beiden Schwestern in zwei Soloprojekte hat die Kalifornierin den „kabarettistischen“ Teil eher noch um weitere Facetten ergänzt. Auf dem 2009 erschienenen Album „Artichoke Perfume“ präsentiert sie auf dem Fundament von Blues, Folk – modernisiert durch genau: eine Loop-Station – eine schön ausufernde, aber immer minimalistisch bleibende stilistische Vermengung von 20er-Jahre-Revue und One Woman-Marching Band, in der Boekbinders an Regina Spector erinnernde Stimme wie ein Leuchtturm über das Geschehen wacht. Do, 10. 5., 21 Uhr, Hasenschaukel, Silbersackstraße

Urprünglich als Soloprojekt von Carolyn Berk begonnen, sind the The Lovers im Laufe der Zeit zur Band konvertiert. Das aus Portlands queer-feministischer Szene stammende Trio vereint auf dem jüngst erschienenen „Dark Light“ 80er-Wave mit jenem aus Riot Grrrl-Sound destillierten Pop-Entwurf, für den bekanntere Namen wie Team Dresch und The Organ stehen. Im Gegensatz dazu ist die Sache allerdings deutlich perkussionistischer, verzichtet sowohl auf Gitarre als auch Bass und setzt entsprechend stärker auf Elektronik. Im Ergebnis ergibt das immer leicht melancholisch-sehnsuchtsvollen Synthiepop – dankenswerterweise nicht mit dem derzeit handelsüblichen unterkühlten Gesang. Di, 15. 5., 21 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2

Stephin Merritt pflegt zu Pop einen, gelinde gesagt, programmatischen Zugang, der es unmöglich macht, die in den frühen 90ern gegründeten The Magnetic Fields stilistisch ganz genau einzuordnen. „69 Love Songs“ lieferte vor 13 Jahren eine alle thematischen und musikalischen Facetten umfassende Bespiegelung des Themas; es folgten zum Beispiel gnadenlos subjektivistische Abrechnungen mit diesem und jenem auf „I“, Krachiges auf „Distortion“, „Handgemachtes“ auf „Realism“. Nun ist man gewissermaßen beim Purismus gelandet, der dem „überlangen Chart-Song“ mit strenger Kürze entgegentritt. Ansonsten wird – grob gesagt – ein musikalischer Bogen zwischen Folk- und Synthiepop geschlagen. Wie um zu beweisen, dass die Band ein genreübergreifender Kaugummi ist, wird die neue Platte live übrigens nicht in der klassischen Instrumentierung, sondern mit kleinem Orchester präsentiert. Di, 15. 5., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20

Die aus Israel stammenden und mittlerweile wahlweise in Berlin oder auf den zahllosen windschiefen Bühnen kleiner Clubs ansässigen TV Buddhas darf man gerne heranzitieren, wenn es darum geht, das würdevolle Überleben von Punkrock, Lärm und Schmutz empirisch zu belegen. Begonnen hat die Geschichte des familiär verbandelten Trios (bestehend aus Geschwistern und Eheleuten) als fieses Krach-Inferno mit eingebauter Rückkopplungsgarantie. Nicht erst auf der neuesten Veröffentlichung hat sich dann allerdings eine dreckig-melodische Linie durchgesetzt, die sowas von deutlich durch das Minenfeld zwischen den Wipers (was Straightness und Melodieführung der Gitarre angeht), Hüsker Dü (vor allem gesanglich) und den 77er-New-York-Garagepunk-Bands (der Rest) verläuft. Und zwar mit „Erfolg“! Mi, 16. 5., 20 Uhr, Grüner Jäger

NILS SCHUHMACHER