„Nirgends ein Hinweisschild“

Vortrag über fast vergessenen Nazi-Anschlag

■ 54, gelernter Diplom-Pädagoge, ist seit 1995 als freier Journalist unter anderem für die Zeit, die Welt, die Jüdische Allgemeine und die taz.nord tätig.

taz: Herr Keil, wann wurde die Halskestraße zum „Tatort“?

Frank Keil: In der Nacht vom 21. auf den 22. 8. 1980. Da gab es einen Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim, in dem überwiegend Vietnamesen wohnten, die „Boat people“.

Was passierte genau?

Die beiden, die den Anschlag verübt haben, waren auf der Durchreise und lasen in der Zeitung, dass Vietnamesen in Hamburg angekommen seien, die in die Halskestraße ziehen würden. Die Täter fuhren in derselben Nacht hin und warfen Brandflaschen in das Fenster eines Raums, in dem zwei Männer schliefen. Beide Opfer starben.

Man fasste die Täter.

Ja. Sie gehörten zu den damaligen deutschen Aktionsgruppen des Nazis Manfred Röder. Unter das Fenster des Heims hatten sie „Ausländer raus“ gesprüht.

Sie haben mit Herrn Huynh gesprochen, der damals im Nebenzimmer wohnte. Hat er seither Angst?

Nein. Überhaupt wird in Hamburgs vietnamesischer Community stets betont, wie nett die Deutschen sind.

Gibt es einen Gedenkort?

Nein. Wo das Heim war, steht jetzt ein Hotel. Ein Hinweisschild gibt es nirgendwo.

Warum nicht?

Das habe ich den damaligen Bürgermeister Hans-Ulrich Klose gefragt. Er wusste selbst nicht, warum das nicht gemacht wurde. Er sei damals erschüttert gewesen – aber auch froh, dass es eine Einzeltat blieb.  INTERVIEW: PS

„Tatort Halskestraße“. Vortrag von Frank Keil: 19.30 Uhr, Galerie Morgenland, Sillemstr. 79