SOUNDTRACK

„Ist das Antifolk oder ist das Aufnahmegerät kaputt?“, fragt man sich fast beim Hören so mancher Songs des britischen Duos oder Trios Frozy. Aber ein Foto der Beteiligten klärt dann auf. Eine junge Frau (manchmal zwei) und ein bärtiger Mann (auch manchmal zwei), die über das Tragen lustiger Hüte altersmäßig schon knapp hinaus sind, aber lustige Hüte tragen, das bedeutet: Es ist Antifolk UND das Aufnahmegerät ist – selbstverständlich – kaputt. 2007 wurde die Band in London gegründet, spielten zusammen mit Kimya Dwason, was gut passt, und entwickelten eine enge Kooperation mit Gleichgesinnten in den USA. Vorzugsweise dort ist „Londons best kept secret“, wie es mancherorts heißt, mit seinen so niedlich-kaputten, wie fröhlichen Folk-Derivaten unterwegs. Es klappert natürlich und plingplongt und klingt dabei wahlweise wie sehr stark zusammengestrichene Animal Collective oder sehr offensiv gut gelaunte Beat Happening. Fr, 10. 8, 21 Uhr, Hasenschaukel, Silbersackstraße 17

Es gab ja Zeiten, da war Melodic-Hardcore kein Stigma, sondern wäre einfach nur eine treffende Beschreibung gewesen. Dies änderte sich recht bald, nachdem der Begriff erfunden wurde. 1980, so viel steht mal fest, konnte man noch ohne Skrupel unendliches Angepisstsein nicht nur mit Tonnen an Energie, sondern auch mit sehr guten Melodien anreichern. Eine Reihe von Bands fallen einem da ein. Unter ihnen mit Sicherheit auch die Adolescents. Vor schlappen 30 Jahren legten die Kalifornier ein furioses Debüt vor, das bis heute als Klassiker des Westcoast- Hardcore gilt und schon einmal zeigte, wohin später Bad Religion gingen. Durch die Jahre hinweg tauschte sich die Besetzung mehrfach aus und wenn man das stete Wechseln sich genauer anschaut, so wird man feststellen, dass die Familie Agnew dabei eine besondere Rolle spielte. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte Frank, zu ihm gesellte sich für kurze Zeit Rikk (später bei Christian Death). Nach ihrem Ausstieg kam für kurze Zeit der jüngere Bruder Alfie, Anfang des Jahrtausends war Zeit für Frank Jr, was auch deutlich macht, dass Punk und Hardcore ein übergenerationelles Ding sind, in dem sich junge und ewigjunge Rebellen ganz außerordentlich gut verstehen. Dass die Sache nicht vollends zur Familienangelegenheit wurde, ist dem Umstand zu verdanken, dass heute kein Agnew mehr dabei ist. Aber dafür andere Mitglieder der Urbesetzung. Wie so oft dürften die späteren Alben die früheren nicht übertroffen haben – und live eben auch nur eine untergeordnete Rolle spielen. So, 12. 8., 21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Seit dem 2007 erschienenen „The Reminder“ ist Leslie Feist auch jenseits der Indiepop-Welt eine so genannte Hausnummer. Ursprünglich vom Punk kommend kam es bereits früh zum Umstieg in die Welt von Singer/Songwriting und Homerecording. Nach einer gemeinsamen LP mit den ebenfalls aus Kanada stammenden Broken Social Scene, deren assoziiertes Mitglied sie bis heute ist, folgte mit „Let it die“ 2004 das erste Soloalbum, das nicht nur aus dem Stand Preise abräumte, sondern in seiner ganzen warmen und stillen Atmosphäre jenen „leisen Superstar“ (Die Zeit) ankündigte, der Leslie Feist heute wohl ist. Auf dem 2011 erschienenen „Metals“ präsentiert sich Feist deulich fetter instrumentiert und hymnischer als zuvor, im Kern allerdings bleibt es auch hier: auf das erste Hören nicht durchdringbarer Pop zwischen Indie-Gestus und klassischem Songwriting, getragen von einer der sicher besten Stimmen, die diese Art von Pop derzeit zu bieten hat. Mi, 15. 8., Freilichtbühne im Stadtpark, Saarlandstraße NILS SCHUHMACHER