„Polizisten sollten ins Netz“

Polizeikongress der Grünen über digitale Räume

■ 29, ist innen- und justizpolitischer Sprecher der Grünen Fraktion im Europäischen Parlament.  Foto: Fritz Schumann

taz: Herr Albrecht, die Grünen kritisieren digitale Überwachung. Polizei im Internet können Sie doch nur ablehnen.

Jan Philipp Albrecht: Das denke ich nicht. Es stimmt, es gab in der Vergangenheit die Tendenz von Überwachung im Internet – weil man sich nicht anders zu helfen wusste. Der Polizei fehlt das Wissen und die technische Ausstattung, um das Netz richtig zu nutzen. Manche Polizeistationen haben nicht einmal einen Internetanschluss.

Sie plädieren also für digitale Kontrolle?

Polizisten sollten sichtbar im Internet unterwegs sein, um im Alltag der Menschen präsent zu sein. Sie müssen zeigen: Wo kriminelle Handlungen sind, wird auch ermittelt. Im Internet gibt es viele illegale Angebote, die Polizisten beobachten sollten. Oft wissen sie nicht, woher kriminelle Aktivitäten kommen. Bisher wurde dann verdeckt ermittelt oder man hat Kommunikationsmittel überwacht.

Die Polizei sollte also üben, online zu recherchieren. Aber was hat das mit verbesserter Sichtbarkeit zu tun?

Es geht darum, klassische Ermittlungsmethoden von der Straße ins Netz zu übertragen. Auf der Straße wird die Polizei auf verdächtige Momente aufmerksam, schaut sich dann den Tatort an und befragt Zeugen.

Sie meinen, Polizisten sollten Bürger auf Facebook und Twitter anschreiben?

Ja, mit einem klar erkennbaren Polizeiprofil. Wir fordern: Statt in große Datenbanken sollte Geld in effektive Ermittlungsarbeit gesteckt werden, die den digitalen Raum ganz selbstverständlich miteinbezieht. Es ist falsch zu denken, da müssten besondere Polizisten in dunklen Kammern in „dieses Internet“ gehen.INTERVIEW: KLU

Grüner Polizeikongress: 8.30 Uhr, Universität Hamburg