OECD-Studie zur Wirtschaftskrise: Migrantinnen gefragt

Die Job-Chancen von Einwanderern haben sich trotz der Wirtschaftskrise kaum verändert. Laut einer OECD-Studie ist vor allem der erhöhte Bedarf in der Krankenpflege dafür verantwortlich.

Pflegedienste stellen vermehrt Frauen mit Migrationshintergrund ein. Bild: dpa

BERLIN taz | Anders als in vielen anderen OECD-Ländern hat die Wirtschaftskrise in Deutschland die Arbeitsmarktchancen von EinwandererInnen kaum beeinflusst. Bei Frauen mit Migrationshintergrund zeichnet sich sogar eine Zunahme der Erwerbstätigkeit ab. Dennoch sind MigrantInnen deutlich häufiger arbeitslos als die angestammte Bevölkerung. Das geht aus dem Internationalen Migrationsausblick hervor, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag vorstellte.

Die Zunahme der Erwerbstätigkeit von Einwanderinnen erklärte OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig vor allem mit einem höheren Arbeitskräftebedarf in der Krankenpflege und bei häuslichen Dienstleistungen. "Die zugewanderten Frauen treten verstärkt in den Arbeitsmarkt, um den drohenden Einkommensverlust ihrer Ehepartner zu kompensieren", sagte Liebig. Migration könne eine wichtige Rolle spielen, um den steigenden Bedarf an Arbeitskräften in der Pflege zu decken. "Es ist wichtig, dass die Migrationspolitik eine langfristige Perspektive erhält", betonte Liebig.

Die OECD stellte außerdem fest, dass eingebürgerte MigrantInnen es hierzulande leichter auf dem Arbeitsmarkt haben als solche ohne deutschen Pass. Eingebürgerte haben eine um fast 12 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit beschäftigt zu sein als MigrantInnen, die die deutsche Staatsangehörigkeit nicht angenommen haben - bei gleichem Alter, gleicher Herkunft, Aufenthaltsdauer und gleichem Bildungsniveau. Das liege auch daran, dass sich gut gebildete und integrierte Migranten häufiger einbürgern lassen. Grund sei aber auch, dass Arbeitgeber lieber Eingebürgerte einstellen, weil sie bei ihnen von einer höheren Integrationsbereitschaft ausgehen. "Deshalb sind die geringeren Einbürgerungsquoten in Deutschland sehr bedauerlich", sagte Liebig.

Die OECD untersuchte auch die Anzahl der internationalen Studierenden in den OECD-Ländern - eine wichtige Ressource für hochqualifizierte Arbeitskräfte. In Deutschland blieben im Jahr 2008 30 Prozent der Studierenden nach ihrem Abschluss im Land, insgesamt waren das 10.000 Personen. Zum Vergleich: In Australien bleibt die Hälfte der internationalen Studierenden nach dem Studium.

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