Deutschland schiebt krankes Kind aus Kiel ab

MENSCHENRECHTE Eine Irakerin und ihre kranke Tochter müssen von Schweden aus in den Irak zurück

KIEL epd | Deutschland hat in der vergangenen Woche eine irakische Mutter mit ihrem kranken Kind von Kiel nach Schweden abgeschoben. Von dort droht beiden die Abschiebung in den Irak, aus dem sie 2007 geflohen seien, heißt es in einer Stellungnahme des Diakonische Werkes Schleswig-Holstein vom Montag.

Der achtjährigen, an Epilepsie erkrankten und mehrfach behinderten Tochter werde die notwendige medizinische Versorgung fehlen. In den vergangenen Monaten sei das Kind wiederholt als Notfall in die Uni-Klinik Kiel eingeliefert worden. Die Mutter habe auf der Fähre nach Schweden einen Schwächeanfall erlitten. Am Abend des 13. Juli waren nach Diakonie-Angaben beide aus ihrer Asylunterkunft in Kiel von 13 Polizisten abgeholt worden. Von der Abschiebung seien zuvor weder die Mitarbeiter der Asylunterkunft noch das Sozialamt, der Rechtsanwalt oder die Ärzte informiert worden. Die Polizisten hätten sich erst telefonisch von der Fähre aus über die notwendigen Medikamente für das Kind erkundigt. Nach Angaben des Rechtsanwalts sei die Abschiebung zwischen dem Kieler Justizministerium und dem Ausländeramt abgestimmt gewesen.

„Die Umstände dieser Abschiebung verletzen in eklatanter Weise die Würde und die besondere Hilfsbedürftigkeit einer Mutter mit einem kranken Kind“, erklärte Pastorin Anke Schimmer, Vorstand des Diakonischen Werks.

Mutter und Kind waren Ende Dezember 2009 von Schweden nach Deutschland geflohen, nachdem dort ein Asylantrag abgelehnt worden war. In Puttgarden wurden beide von der Bundespolizei aufgegriffen. Nach der in der EU gültigen „Dublin II- Verordnung“ sind Asylanträge nur im Land der Einreise möglich. Deutschland schiebt im Gegensatz zu Schweden zurzeit keine Flüchtlinge in den Irak ab.