Altenmobbing versaut die Stimmung im Betrieb

STUDIE Die Lust am Job lässt im Alter nur dann nach, wenn es in der Firma Vorurteile gegen Senioren gibt

BERLIN taz | Das Vorurteil von den wenig motivierten älteren ArbeitnehmerInnen hält sich hartnäckig. Dabei steht das Lebensalter in keinem bedeutsamen Zusammenhang mit der Motivation von Angestellten. Das haben ForscherInnen der Universität Bayreuth nun im Rahmen einer neuen Studie nachgewiesen.

Das Alter allein ist demnach nicht dafür verantwortlich, wenn die Leistungsbereitschaft nachlässt. Problematisch wird es nach Ansicht der WissenschaftlerInnen erst, wenn ältere ArbeitnehmerInnen wiederholt erleben, dass sie allein wegen ihres Alters benachteiligt werden.

Wer das Gefühl bekomme, durch die Unternehmensleitung wenig Rückhalt zu erfahren, der beginne sich vor Misserfolgen zu fürchten, diese aber zugleich für wahrscheinlicher zu halten. Dies könne dann den leistungsorientierten Einsatz für das Unternehmen schwächen, meint die Wirtschaftswissenschaftlerin Tanja Rabl, die am Bayreuther Lehrstuhl für Personalwesen und Führungslehre forscht.

Für ihre Studie hat Rabl 1.250 Arbeitnehmer in sechs großen Unternehmen Deutschlands interviewt. Die Hälfte der Befragten war zwischen 50 und 60 Jahre alt, die ArbeitnehmerInnen der Vergleichsgruppe waren mit 30 bis 40 Jahren deutlich jünger.

Erfasst wurden Faktoren wie Lebensalter, persönliche Erfahrungen mit Altersdiskriminierung, Unterstützung der Befragten durch ihr Unternehmen sowie ihre jeweiligen Leistungsmotive. Zu Letzteren zählen Hoffnung auf Erfolg, aber auch Furcht vor Misserfolg. Ältere ArbeitnehmerInnen schätzten realistischer ein, wie viel Zuwendung sie von ihrem Unternehmen erwarten können, und würden seltener enttäuscht. Fühlten sich Angestellte aufgrund ihres Alters benachteiligt, spielte diese Einschätzung keine Rolle mehr.

Als Reaktion auf vermeintliche oder echte Altersdiskriminierung scheuten die Betroffenen ein offensives, erfolgsorientiertes Verhalten und setzten so eine Abwärtsspirale in Gang. Denn die wahrgenommene Diskriminierung führe zu einem Mangel an Motivation, worunter dann wiederum die Wertschätzung älterer MitarbeiterInnen leide. Das Vorurteil von den unmotivierten älteren ArbeitnehmerInnen werde so zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, erklärte Rabl. ARIANE LEMME