Statistisches Bundesamt: Adoptionen in Deutschland rückläufig

Die Zahl der Inlandsadoptionen geht zurück. Das liege an den Erfolgen der Reproduktionsmedizin – und daran, dass immer mehr Kinder aus dem Ausland vermittelt werden.

Hat einen Adoptionsvorteil gegenüber älteren Kindern: Süßes, neugeborenes Baby. Bild: ap

Die Zahl der Adoptionen in Deutschland sinkt stetig. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mit. Danach wurden im vergangenen Jahr 3888 Kinder adoptiert. Das sind 23 Prozent weniger als 2004.

Die Statistik erfasst nur Adoptionen, die in Deutschland stattfinden: deutsche und ausländische Kinder, die über hiesige Behörden vermittelt werden. Zu Adoptionen im Ausland gibt es keine genauen Zahlen, teilte die Bundeszentralstelle Auslandsadoptionen auf Nachfrage mit.

"Die Zahl der Auslandsadoptionen steigt aber rasant an", sagte Frank Licht, Leiter der Adoptionsstelle Berlin-Brandenburg. Russland, Lettland und Bulgarien seien beliebte Adoptionsländer. Auch aus Vietnam, Brasilien und Chile würden gern Kinder nach Deutschland geholt. Darin sieht Frank Licht, der seit 30 Jahren mit dem Thema vertraut ist, eine Ursache im Rückgang bei den Inlandsadoptionen.

Einen weiteren Grund machte er in den Erfolgen der Reproduktionsmedizin und in anderen "pädagogischen Instrumenten" aus: "Immer mehr Kinder wachsen in Pflegefamilien auf." Darüber hinaus seien die Ansprüche von Eltern an adoptierte Kinder gestiegen. "Vor zehn Jahren war es noch leichter, auch 9-Jährige zu vermitteln", sagte Licht. Heute würden Paare lieber kleine Kinder und Babys zu sich nehmen. 30 Prozent der Adoptivkinder waren der Statistik zufolge unter drei Jahren.

Wer adoptieren will, muss 21 Jahre alt sein, nach oben hin ist die Altersgrenze offen. Heute sind Adoptiveltern zwischen 40 und 45 Jahre alt. Durchschnittlich warten Eltern ein bis zwei Jahre auf Adoptivkinder. "Eltern und Kinder müssen zusammenpassen", sagte Frank Licht zur taz.

2009 lagen laut Statistik 7139 Adoptionsanträge vor, für eine Adoption vorgemerkt waren 818 Kinder und Jugendliche. Mehr als die Hälfte aller Adoptionen seien sogenannte Stiefelternadoptionen, sagte Heike Heilmann vom Statistischem Bundesamt. Das heißt, dass der neue Partner des leiblichen Elternteils das Kind adoptiert. Nur 412 Kinder waren nicht mit den Adoptiveltern verwandt.

Nach dem Haager Adoptionsübereinkommen, das sich an die UN-Kinderrechtskonvention anlehnt, gibt es bei Adoptionen einen Grundsatz: Zuerst soll ein Kind innerhalb der Familie vermittelt werden, danach an weitere Verwandte. Klappt das nicht, werden Adoptiveltern im Inland gesucht, danach im Ausland.

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