Ausschreitungen am Rande von Neonazi-Aufmarsch

BADEN-WÜRTTEMBERG Nach Polizeiangaben sind fast 30 Beamte durch Linksautonome verletzt worden

GÖPPINGEN dapd/taz | Bei Ausschreitungen von linksautonomen Gegnern eines Neonazi-Aufmarsches sind am Samstag im baden-württembergischen Göppingen 28 Beamte verletzt worden. Die Polizei nahm 101 Aktivisten aus dem linken Lager in Gewahrsam, wie die Polizei am Wochenende mitteilte. 45 Straftaten wurden angezeigt. Geprüft wird auch, ob ein Kabelbrand an der Bahnstrecke Stuttgart–Ulm vorsätzlich gelegt wurde.

Rund 2.000 Menschen hatten in der östlich von Stuttgart gelegenen Stadt gegen den Aufmarsch von 150 Neonazis protestiert. Die Polizei war in Göppingen mit 1.500 Beamten im Einsatz, um die verschiedenen Blöcke auseinanderzuhalten.

Nach Angaben der Polizei wurden mehr als 20 Beamte leicht verletzt, als ein Tränengaskörper von Gegendemonstranten auf sie geworfen wurde. Drei Polizisten wurden durch Steinwürfe verletzt.

Der Göppinger Polizeichef Martin Feigl sagte, es mache ihn sehr betroffen, dass Polizeibeamte bei der Ausübung ihrer Aufgaben verletzt worden seien. Dies zeige einmal mehr, dass Gewalttäter die direkte Konfrontation mit der Polizei suchten und die Einsatzkräfte gezielten Angriffen ausgesetzt seien.

Bereits vor Beginn des Aufzugs von sogenannten Nationalen Sozialisten aus dem ganzen Bundesgebiet kam es zu Angriffen Linksautonomer auf Beamte. Nach Polizeiangaben versuchte kurz nach 13.30 Uhr eine größere Gruppe, die polizeilichen Absperrungen zu durchbrechen. Dabei seien Einsatzkräfte getreten und geschlagen worden.

Ein linkes Demobeobachtungsbündnis für den Großraum Stuttgart machte dagegen die Polizei für die Eskalation der Situation verantwortlich. Ein berittener Polizist sei mit Knüppelschlagen gegen einen Demonstranten vorgegangen, erst danach sei es zu Böllerwürfen und Flaschenwürfen der Neonazigegner auf die Beamten gekommen. Die Polizei habe darauf wiederum mit „massivem Schlagstock- und Pfeffersprayeinsatz“ reagiert.

Gericht hob Verbot auf

Der Neonazi-Aufmarsch startete mit rund einstündiger Verspätung um kurz vor 15 Uhr. Die Verwaltung der 55.000-Einwohner-Stadt hatte versucht, den Aufmarsch zu untersagen. Das Verbot wurde vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg am Freitag aber als rechtswidrig aufgehoben.

Möglicherweise wurde im Zusammenhang mit den Protesten gegen den Aufzug auch ein Brandanschlag auf Bahnanlagen verübt. Durch das Feuer an einem Kabel an der Trasse zwischen Süßen und Gingen an der Fils war der Bahnverkehr für mehr als eine Stunde unterbrochen.