LESERINNENBRIEFE
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Wo bleibt die Basisdemokratie?

■ betr.: „Der Gescheiterte“, taz vom 4./5. 5. 13

Der Artikel ist leider teilweise arg schwach. Wir erfahren zwar an drei Stellen von Ponaders Einser-Abitur, dafür wird die Legende von der Basisdemokratie der Piratenpartei nicht kompetent kritisiert. Die Realität sieht so aus, dass ca. 10 Prozent der Mitgliederbasis die Entscheidungen trifft, nämlich die Leute, die Geld, Zeit und die Konstitution (und Motivation) für stundenlange, meist mehrtätige Parteitage haben. Zumindest auf Bundesebene kriegt man mehr als diese ungefähr 2000 Leute sowieso nicht mehr in einen Tagungsort hinein – und selbst dieses 2000er Gremium ist schon längst nicht mehr arbeitsfähig, schlicht aufgrund der Größe. Vor allem aber ist unklar, woher es eigentlich seine demokratische Legitimation beziehen soll. Auch im Zusammenhang mit Johannes Ponader ist immer wieder (von beiden Lagern) der Begriff der Basisdemokratie als reines Manipulationsinstrument verwendet worden. Einen echten Mitgliederentscheid sieht die Satzung der Piratenpartei dagegen bis heute nicht vor. ERIC MANNESCHMIDT, Frankfurt am Main

Konsequent gelebter Sexismus

■ betr.: „TV-Tagestipp“ für Sonntag: „300“, taz

Über die Selektion der jeweiligen Tagestipps, die nicht unselten fragwürdig waren, habe ich die meiste Zeit gelassen hinweg gesehen. Allerdings hat der Tipp für den kommenden Sonntag eine mir persönlich wichtige Grenze überschritten. Zack Snyders Macho-Werk „300“ als Tipp zu küren, ist fast schon eine Unverschämtheit der eigenen Linie gegenüber, so zelebriert Snyder doch konsequent gelebten Sexismus und paart diese blendende Show noch mit Sequenzen, welche sich lediglich optisch profilieren können, inhaltlich jedoch jeden ernsten Cineasten zum Wundern verleitet. Über die inhaltliche Ambivalenz wurde schon genügend diskutiert, dennoch wird dieser Streifen von den meisten Kritikern gelobt, einzig auf den Standpunkt der Optik verharrend. Und da muss ich mich wirklich fragen, ob ein visueller Overkill wirklich genügt, eine Geschichte zu überblenden, die (männlichen) Sexismus glorifiziert und auch erzählerisch die spröde Geschichte lächerlich präsentiert. Dass Zack Snyder es wirklich besser kann, hat er mit der realistisch-pessimistischen Comicverfilmung „Watchmen“ als auch mit dem grandiosen Romero-Remake „Dawn Of The Dead“ sehr wohl unter Beweis gestellt. Ich bin von der taz enttäuscht, spielen doch an jenem Sonntag Filmperlen wie „12 Monkeys“, auch den „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ zu küren, ist kein Verbrechen. JAN SCHEURECK, Gailingen