LESERINNENBRIEFE
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Eine erdachte Zahl

■ betr.: „Wenn der Bahnkunde keinen Ausweg mehr sieht“,taz vom 31. 12. 13

Dieser Artikel hat einen „Anhang“ über „Verspätungen auf der Straße“, die Autofahrer betreffend, der nicht unkommentiert bleiben sollte. Natürlich gibt es „Verspätungen“ durch Staus infolge Verkehrsdichte und auch menschlicher Unzulänglichkeit. Sie sind ärgerlich, Zeit- und Kraftstoff fressend, aber im aktuellen System unvermeidbar. Jedoch ist die Anzahl vom 415.000 Staus mit einer Gesamtlänge von 830.000 Kilometern eine erdachte Zahl, durch niemand und nichts nachprüfbar. Sie muss immer wieder herhalten, wenn die Straßenlobbyisten mehr Geld für mehr Straßenbau fordern. Insofern ist der ADAC nicht die Quelle, auf die sich die taz stützen sollte. Es gibt nicht einmal vernünftige Definitionen eines „Staus“: Was ist „zähflüssig“, „stockend“ oder „stop and go“, ab wann spricht man von Stillstand? Wie lang ist der Stau? Nicht erkennbar, wenn sich nicht gerade ein Hubschrauber darüber bewegt, und diese Länge ist eine sich schnell verändernde Variable. ERWIN BOSAK, Schorndorf

Erfolg für wen?

■ betr.: „Ist die Bahn besser als früher?“, taz vom 2. 1. 14

Die Bahnreform ein Erfolg? Für wen? Die Herren Mehdorn, Grube und Co. werden das mit Seitenblick auf ihr Konto naturgemäß etwas anders sehen als das Transportgut – sprich: der gemeine Bahnkunde. Und da ist die Bilanz doch ziemlich ernüchternd, kleines Beispiel Pünktlichkeit: Mitglieder meiner Familie und ich durften in den letzten zwei Jahren ein gutes Dutzend Bahnfahrten „genießen“ – nicht eine einzige davon selbst nach der generösen Definition der DB pünktlich. Da Herr Rother die Konkurrenz zu den Billigfluggesellschaften offenbar für gelungen hält, hier ein weiteres Beispiel: Vor einem Jahr hatten wir für einen Berlin-Besuch nach einer Zugverbindung von Stuttgart aus gesucht. Endergebnis: Wir buchten dann doch lieber einen Flug, exakt halb so teuer und praktisch doppelt so schnell. Und wenn Herr Rother es als Erfolg verbucht, dass sich die Bahn als Global Player gegen ausländische Konkurrenten positioniert, dann muss auch hier die Frage erlaubt sein: Cui bono – wem nützt es? Bekanntlich lebt die Bahn ja nicht vom Dienst an ihren Kunden allein, sondern in erheblichem Maß vom Geld aus öffentlichen Kassen. Die Rolle des globalen Transportkonzerns ist also letztlich auch vom Steuerzahler subventioniert. Aber wozu? Und was die Bahn nach ihrer Reform praktiziert, folgt ja allem, nur nicht der reinen betriebswirtschaftlichen Lehre. Nur die Zeloten der neoliberalen Ideologie können sich da die Hände reiben: Da, wo es passt, wird eigenwirtschaftlich als AG agiert, und wenn das Geld knapp wird – siehe Reformstau bei der Infrastruktur –, da ruft Meister Grube mit erhobenem Zeigefinger plötzlich nach dem Staat.

KLAUS-ULRICH BLUMENSTOCK, Stuttgart

Bitte nicht verwechseln

■ betr.: „Helfer mit Hoeneß-Syndrom“, taz vom 30. 12. 13

Entwicklungshelfer werden nach dem entsprechenden Gesetz – EhfG – bezahlt, sie bekommen ein Unterhaltsgeld zur Bestreitung des Lebens im Gastland und eine Wiedereingliederungsbeihilfe bei Rückkehr. Unüppig, keine Steuern, da kein Gehalt; berechnet nach Notwendigkeit! Die GTZler, jetzt GIZler, erhalten Expertengehälter, die wesentlich höher sind. Und viele Extras: zum Beispiel bekam der GTZler aus Managua, wenn er unser Dorf im Hinterland besuchte, um zum Beispiel das gescheiterte GTZ-Projekt „Pufferzone Regenwald Indio Maíz“ zu betrachten, noch mal 40 Prozent „Buschzulage“, nur weil er dort weilte, wo wir Entwicklungshelfer wohnten. Nachdem der unfähigste und unerträglichste aller Minister, Niebel, GTZ, DED, Invent zusammenschloss, waren die knapp bezahlten DEDler plötzlich GIZler, aber mit demselben Unterhaltsgeld. Also bitte nicht verwechseln! Den GIZlern geschieht es recht, dass sie Steuern bezahlen müssen; besser wäre noch, sie müssten es im Gastland!

GERD SCHNEPEL, Nueva Guinea, Nicaragua

Zähler wäre billiger

■ betr.: „Zu hohe Kosten, zu wenig Nutzen“, taz vom 30. 12. 13

Der Kritik an den geplanten intelligenten Energiezählern in den Haushalten kann ich mich anschließen, soweit es sich dabei um eine Onlinevernetzung der Stromzähler handeln soll. Soweit geplant, soll der Nutzen für den Verbraucher darin bestehen, dass dieser seinen aktuellen Verbrauch am PC ablesen kann. Weit wirksamer hinsichtlich Einsparung von Kohlestrom wäre es, Haushalten zu Tageszeiten mit hohem Stromangebot (aus Photovoltaik) einen verbilligten Stromtarif anzubieten, wozu sich gerade die starken Stromschlucker Waschmaschine, Trockner, Geschirrspülmaschine … eigneten.

Dafür bräuchte man keine Internetanbindung der Zähler; es wäre ein Stromzähler mit zwei Zählständen ausreichend, wie zu Zeiten der Nachtstrom-Speicherheizungen benutzt. Ein solcher Zähler wäre billig, würde nur jährlich abgelesen und damit die Offenlegung persönlicher Verhaltensweisen verhindern. Und er wäre praktikabel, denn auf feste Billigstromzeiten könnte man sich leicht einstellen.

Die geplante minutengenaue Übermittlung des aktuellen Stromverbrauchs ist dagegen unnütz: Sie nützt weder dem Endverbraucher noch dem Stromversorger, denn Letzteren können nur die aufsummierten Daten interessieren, und die werden ihm jetzt schon angezeigt. Eher könnte die umgekehrte Richtung Sinn machen: Eine Billigphase wird aktuell übermittelt. Über die Wirksamkeit könnte man streiten. Mit Sicherheit verdienen werden an einer Onlinelösung nur die Stromanbieter und Internetbetreiber. OTTO TRAUDT, Mainz