LESERINNENBRIEFE
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Widerstand gegen Freihandel

■ betr.: „Achtung, Chlorhuhn!“, taz vom 25. 2. 14

Der Artikel Ihrer Wirtschaftskorrespondentin Ulrike Herrmann klang fast wie eine Entwarnung zur aktuellen Diskussion zu dem Freihandelsabkommen TIPP zwischen EU und USA. Sachdienlich ist das keinesfalls – eher gefährlich. Die bisherigen Verhandlungsrunden haben hauptsächlich dazu gedient, den Gesamtrahmen für die Verhandlungen abzustecken. Je mehr über die Thematik durchsickert, desto mehr gehen überall in der Zivilgesellschaft die Warnlampen an. Agrarindustrie in den USA besteht inzwischen auf kompromisslosem Freihandel, und Agrarchemiefirmen verbindet gemeinsame Interessen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die EU hat von Anfang an versucht, das Thema flach zu halten und im Internet werden die kritischen FAQs durchweg mit Nein und verharmlosenden Erklärungen beantwortet.

Es stimmt zwar, dass der Handelskommissar De Gucht versichert, dass alles von Chlorhühnern und Hormonfleisch bis Investorenschutzabkommen mit der EU nicht zu machen ist, aber wie so oft sollten wir den Tag nicht vor dem Abend loben! Inzwischen sind schon die Studien zu Wirtschaftswachstum und neuem Wohlstand für alle zu einer Lachnummer im Internet geworden. Investorenschutz ist keineswegs weg vom Tisch, sondern bis zu den EU-Wahlen ausgesetzt. Und wie auch immer die Verhandlungen weitergehen, droht Gefahr von ganz anderer Seite: Inzwischen ist ein Freihandelsvertrag zwischen Kanada und der EU genannt Ceta unterschrieben und durchläuft einen Ratifizierungsprozess. In diesem Vertrag ist der Investorenschutz und vieles andere mehr vereinbart, was ein Einfallstor für TTIP sein wird, auch wenn die Verhandlungen mit den USA scheitern. Es gilt also jetzt eine Speerspitze des Widerstands gegen Ceta zu richten, denn noch kann der Vertrag verhindert werden. ULLA PUTZE-BREIDENSTEIN, Berlin

Ein faires Wettbewerbsverfahren

■ betr.: „Ein neues Haus für die taz“, taz vom 1./2. 3. 14

Als Architekt sehe ich das dem Wettbewerb vorgeschaltete Bewerbungsverfahren mit Losauswahl (unter den geeigneten Bewerbungen) als akzeptablen Mittelweg, einerseits gestalterische und funktionale Qualität über die Prüfung der Referenzen abzusichern und andererseits die Teilnahme auch für weniger etablierte Büros zu ermöglichen, damit nicht die immer gleichen 25 Büros teilnehmen. Hier hilft auch die Kategorisierung für erfahrene und junge Büros. Der Aufwand bei competitionline hält sich in Grenzen. Ein faires Verfahren, an dem wir uns gern beteiligen. HENDRIK RIEGER, Berlin

Religiöser demokratischer Staat?

■ betr.: „Kühle Atmosphäre zwischen Merkel und Netanjahu“, taz vom 26. 2. 14

Differenzen zwischen Staaten sind sicher etwas ganz Normales. Auch in diesem Artikel werden einige aufgezählt. Was mich aber wundert, ist, dass von Seiten der deutschen Regierung der Staat Israel als jüdischer Staat anerkannt werden soll. Warum die Betonung auf jüdisch? Kann ein religiöser Staat gleichzeitig auch ein demokratischer Staat sein? Haben in einem jüdischen Staat Bewohner, die nicht jüdisch sind, die gleichen Rechte? HANS BULLING, Pfullingen

Grölend around the clock

■ betr.: „Die Ballermann-Rentner“, taz vom 26. 2. 14

Ich bin seit über 30 Jahren taz-Abonnent. Ich gehöre inzwischen, ob ich will oder nicht, zur Ü-60-Generation und damit, wie Ihr Artikel zeigt, offensichtlich nicht mehr zur Zielgruppe der taz. Ich tausche daher die taz gegen die Apothekenumschau und leiste mir von dem eingesparten Geld im nächsten Februar einen Mallorca-Urlaub nach Art der krakeligen Rentner – saufend, fressend, grölend around the clock. JOACHIM SCHWERMANN, Essen

Keine gute Basis

■ betr.: „Ein Juwel der Berlinerr Schullandschaft“, Leserinnenbrief in der taz vom 1. 3. 14

Manchmal ist das, was nicht gesagt wird, das Wichtige: Susann Worschech erwähnt mit keinem Wort den Elternvertreter Halit Kamali und den Konflikt in der Elternschaft der Kiezschule. Das ist keine gute Basis für eine Verständigung. Stattdessen taz-Schelte anzubringen erscheint mir billig. SABINE BARTELS, Michendorf