unterm strich
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Interessant, was für Menschenaufläufe die Kultur europaweit bewirken kann: Zehntausende feierten in Stavanger und Liverpool die Regentschaft der beiden Hafenmetropolen als Kulturhauptstädte Europas im Jahr 2008. Norwegens König Harald V. (70) rief den Gästen in der vergleichsweise kleinen Metropole für die Öl- und Gasförderung zu: „Es ist erlaubt, große Gedanken zu fassen und damit Grenzen zu sprengen.“ Mehr als 50.000 Menschen verbreiteten auf den Straßen Stavangers bei ungewöhnlich mildem Januarwetter Karnevalsstimmung. In Liverpool wurden die Partys, die Freitag begannen, von Ex-Beatle Ringo Starr (67) angeführt. „Liverpool rockt!“, rief der Drummer, der seiner Heimatstadt die eigens zum Kulturjahr 2008 geschriebene Single „Liverpool 8“ widmete. Am Samstag boten Starr und viele Liverpooler Musiker vor 11.000 Gästen die Show „Liverpool: The Musical“. Höhepunkte waren die Beatles-Songs „With a Little Help from my Friends“ und „Power to the People“, die begeistert mitgesungen wurden. Für den Mangel an prominenten Namen unter den Künstlern in Stavanger wurden dessen 117.000 Bürger mit einem echten französischen Feuerwerk entschädigt. Dabei verpulverten die Veranstalter schon einen nicht unbedeutenden Teil ihres mit 300 Millionen Kronen (37 Millionen Euro) eher bescheidenen Gesamtbudgets für die Kulturhauptstadt. Die 450.000 Einwohner zählende Hafenstadt Liverpool dagegen bietet rund 350 Veranstaltungen, zu denen zusätzlich zu den bisherigen Beatles-Touristenscharen mehr als zwei Millionen Besucher erwartet werden.

Der spanische Dichter Angel González ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Er erlag am Samstag den Folgen eines Lungenleidens und wurde am Sonntag in Madrid beigesetzt. González gehörte der Generation von 1950 an, einer Literaturbewegung, die sich durch ihren Widerstand gegen die Franco-Diktatur (1939–1975) auszeichnete. 1972 ging er ins Exil in die USA. Erst 2003 zog der aus Oviedo in Nordspanien stammende Autor in sein Heimatland zurück und ließ sich in Madrid nieder. Sein erstes Buch hatte González 1956 veröffentlicht. In „Aspero Mundo“ (Raue Welt) verarbeitete er seine vom Bürgerkrieg geprägte Kindheit. Sein Vater hatte in dem Krieg aufseiten der Republikaner gegen die Franco-Truppen gekämpft. González selbst war Mitglied der im Untergrund wirkenden Kommunistischen Partei. Er verließ sie 1968 nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in die Tschechoslowakei. Das letzte Werk des vielfach ausgezeichneten Autors erschien 2001 unter dem Titel „Otoño y otras luces“ (Herbst und andere Lichter) und handelt vom Älterwerden.