Ausstellung über Wetter und Wettermachen: Wetterfrösche und Mäuseorakel

Klima und Wetter als meteorologisches und kulturgeschichtliches Phänomen in einer neuen Sonderausstellung des Hygiene-Museums in Dresden.

Start eines Messballons während der Antarktisexpedition 1901 unter der Leitung des deutschen Geographen und Geophysikers Erich von Drygalski. Bild: courtesy leibniz-institut für länderkunde, leipzig

Von Fühligkeit, Anpassung und Trotz des Menschen gegenüber dem Wettergott handelt die zum Wochenende im Dresdner Hygiene-Museum eröffnete Ausstellung "Das Wetter, der Mensch und sein Klima". Der Menschheitstraum von der Naturbeherrschung ist mit dem menschengemachten Teil des Klimawandels fatale Realität geworden.

Dies thematisiert die von der Hausmitarbeiterin Petra Lutz kuratierte Ausstellung jedoch erst in ihrem vierten und letzten Teil. Empfangen werden die Besucher zunächst von wenigen singulären Exponaten, die sie mit der Macht der Atmosphäre konfrontieren sollen. Ein gespaltener Baumstamm, ein von einem umstürzenden Baum zerquetschtes Auto, ein skurriler Katzenkäfig, mit dem ein Bewohner von New Orleans seine Lieblinge vor dem Hurrikan "Katrina" retten wollte. Der Papa von Knut, dem süßen Eisbären, erinnert an die schwindenden arktischen Eisschollen. Nicht gerade sehr einfallsreich.

Umso beeindruckender dann die Dokumentation zur Geschichte der Wetterbeobachtung und -prognose. Originalmessgeräte von Torricelli 1697, die originale Messflasche von Keeling 1958, mit der er den Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre nachwies. Der europäische Wetterfrosch entspricht übrigens dem Mäuseorakel der Gbekre aus Südafrika.

In der dritten Abteilung der Ausstellung wird es anthropologisch und kulturhistorisch interessant. Wie gehen wir mit dem Wetter um? "Alle reden über das Wetter, aber keiner unternimmt etwas dagegen", soll schon Mark Twain gesagt haben. Wenn man schon nichts unternehmen kann, zeichnet man das Wetter zumindest akribisch auf wie Twains Kollegen Goethe oder Gottfried Benn. Oder nimmt sich schlicht einen Schirm wie die Queen, eine der Leihgaben der Schau. Was heißt es, in Gottes Natur einzugreifen wie der Original-Blitzableiter Benjamin Franklins? Was bedeutet es, ins Klima-Disney von Tropical Islands oder Snowtropolis auszureißen oder sich in Filmkatastrophen wie "The day after tomorrow" zu suhlen?

Folgerichtig geht es der Schau schließlich um den Traum vom Wettermachen, der mittlerweile zu einer positiven Notwendigkeit geworden ist. Wer es noch einmal hören wollte, bekam es zur Eröffnung vom ehemaligen Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie Professor Hartmut Graßl zu hören: Die Frage, ob der Klimawandel wirklich anthropogen ist, sei "für die Wissenschaft seit 1995 gegessen". Viereinhalb Grad kälter war es im Durchschnitt zur Eiszeit vor 18.000 Jahren, wir schaffen die Hälfte dieses Temperaturanstiegs in nur einem Jahrhundert. Zwanzig Erdenbewohner aller Kontinente sprechen am Schluss stellvertretend über ihre Erfahrungen und Schlussfolgerungen. Gestalter Friedrich Forssman hat die Exponate in Gruppen zusammengefasst und auf Gerüststangen gesetzt, deren skulpturale Formen mit den thematischen Inhalten korrespondieren.

Licht und Sonne galten seit je Revolutionären als Symbole des Aufbruchs. Manche maßten sich sogar wie die Sowjets eine Wetterbeeinflussung an, von der auch die Ausrichter der Olympischen Spiele 2008 in China träumen mögen.

Bis 19. April 2009, Deutsches Hygiene-Museum Dresden

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