UNTERM STRICH

Fast wie bei der Deutschen Bahn: Am Samstag wurde mit leichter Verspätung, ein knappes halbes Jahrtausend nach seinem Tod, Nikolaus Kopernikus (1473 bis 1543) im Frauenburger Dom im Norden Polens feierlich beigesetzt. Die letzte Ruhestätte des Wissenschaftlers befindet sich nun unter einem Altar im rechten Seitenschiff der Kathedrale im ehemaligen Ostpreußen. Das Grabmal aus schwarzem Granit spielt auf die revolutionäre Erkenntnis des Astronomen an, wonach die Erde um die Sonne kreist. Als Kopernikus im Mai 1543 im Alter von 70 Jahren starb, gewährte ihm die Kirche nur ein anonymes Grab. Die Gebeine des Astronomen waren vor fünf Jahren bei Grabungen in der Kathedrale gefunden worden. Eine DNA-Analyse brachte Gewissheit, dass es sich tatsächlich um Kopernikus handelt. Erzbischof Jozef Zycinski erinnerte in seiner Predigt an die kirchlichen Versuche, die Theorie von Kopernikus in Frage zu stellen. Während der Religionskriege 1616 prangerte die Inquisition die Entdeckung als absurd und ketzerisch an, seine Schrift wurde auf den päpstlichen Index verbotener Literatur gesetzt. Erst 1757 erkannte die katholische Kirche die Gültigkeit des kopernikanischen Weltsystems an. Und 1993 endlich rehabilitierte Polen-Papst Johannes Paul II. den als Ketzer verleumdeten Wissenschaftler.