AUF DER PFAUENINSEL
: Da lacht die Luise

Eine unendliche Ejakulation

Der Bus fuhr durch den Wald. Mitten im Wald gab es eine Haltestelle. An der Haltestelle standen weitere Menschen, die Einlass in den Bus verlangten. Der Bus war gepackt. Gepackt mit Touristen. Es ging auf die Pfaueninsel zu.

Die Pfaueninsel liegt zwischen Kladow und Wannsee mitten in der Havel. Es gibt keine Brücke, Schwimmen ist nicht angesagt. Es gibt die Insel nur im Gesamtpaket, als Ausstellung, mit Rauchverbot, Fähre und „Inselwelt der Königin“. Kosten: 5 Euro. Klingt nach viel, wenn man eigentlich nur mit der Fähre rüber, rumlaufen und wieder zurück wollte. Lohnt sich trotzdem.

Auf der Insel steht allerlei Kunst herum, denn es ist Luisejahr. Preußischer Schnickschnack trifft zeitgenössische Kunst, u. a. sogar von Olafur Eliasson. Außerdem lassen sich Sichtachsen genießen, ein „Ergänzungs-Rosengarten“ betreten und zwischen Saugstellen und Entengrütze mit Luise lustwandeln. Im Lustgarten. Dort findet sich auch ein Springbrunnen, die „Fontäne“. Sehr hoch. Sehr phallisch. Eine permanente, unendliche Ejakulation ohne anschließende Erschlaffung. Wir mussten sehr lachen.

Im „Jagdschirm“, einem „museumsdidaktischen Ort“, von dem aus man Tiere schoss, war der Boden mit kleinen Rehbockschädeln samt Gehörn, also kleinem Geweih ausgelegt. Sehr martialisch. Irgendwie Heavy Metal. Nach Heavy Metal sah auch der Buntglaserfinder Johann Kunckel aus, der die Insel mal geschenkt bekommen hat. Um bunte Gläser zu blasen.

Es gäbe noch viel mehr zu berichten. Von Grillkutschen und Milchkulten. Von Luise und ihren halbfertigen Bauten. Die Preußen müssen Humor gehabt haben, denn ihre kleinen Schlösser sehen hier sehr nach Mickymaus aus. Ein frühes Disney World für Erwachsene, mit Tieren, nämlich zwei Büffeln und einem Rudel Pfauen, die es auf dieser Insel schließlich geben muss. Die Rückfahrt mit der Fähre war im Preis inbegriffen. RENÉ HAMANN