Kulturpolitik: Museen und Theater zur Disposition

Die Hamburger Kulturlandschaft blutet langsam aber sicher aus.

Die Baustellen, die Hamburgs Kulturpolitik derzeit bietet und in die Kultursenator Stuth (CDU) nach dem Abgang Karin von Welcks (parteilos) hineingeriet, sind zahlreich: Nicht nur, dass Hamburgs Museen - vor zehn Jahren in Stiftungen verwandelt - seit Jahren Defizite einfahren, die auch durch wiederholte Entschuldungen nicht aufzufangen waren. Wochenlang hatten im Frühsommer Ex-Kultursenatorin Karin von Welck und Kunsthallen-Chef Hubertus Gassner öffentlich darüber gestritten, ob die temporäre Schließung der Galerie der Gegenwart aus Kostengründen oder, wie von der Behörde behauptet, wegen Brandschutz-Sanierungen nötig wurde.

Auch die vier stadt- und kulturhistorischen Museen - das Altonaer Museum, das Museum der Arbeit, das Museum für Hamburgische Geschichte und das archäologische Helms Museum -, seit 2008 ihrerseits in einer Stiftung vereint, schreiben rote Zahlen: Eine Million Euro beträgt deren Defizit derzeit. Immer wieder waren deshalb Forderungen nach Schließung einzelner Häuser laut geworden; am häufigsten wurde dabei das Altonaer Museum genannt. Führte man zudem - auch diese Idee wurde wiederholt geäußert - die Schiffsexponate sämtlicher stadthistorischer Museen etwa im Museum für Hamburgische Geschichte zusammen, verlöre das Altonaer Museum den Großteil seiner Exponate und damit seine Existenzberechtigung.

Doch auch die Theater blieben von Einsparungen nicht verschont: Nicht nur, dass Karin von Welck in ihren letzten Amtswochen - angeblich im Scherz - die Schließung des Schauspielhauses vorgeschlagen hatte. Immer wieder wurde auch die Sanierung der maroden Bühnentechnik des Schauspielhauses verschoben. Zudem hatte der Senat Ende 2009 beschlossen, die bislang bei knapp 19 Millionen Euro liegenden Subventionen für das Schauspielhaus zum Beginn der Spielzeit 2010/2011 um 330.000 Euro zu kürzen.

Schauspielhaus-Intendant Friedrich Schirmer, der am Dienstag überraschend seinen Rücktritt erklärte, wusste also, was auf ihn zukam. Dass er just jetzt zurücktrat, erklärt sich wohl daraus, dass ihm Ex-Kultursenatorin Karin von Welck in einem "Letter of Intent" inoffiziell zugesagt hatte, die Unterdeckung seines Hauses aufzufangen. Das hatte der Aufsichtsrat unter dem neuen Kultursenator Stuth vor einer Woche zurückgenommen. Schirmer hatte damit nicht gerechnet - und ging. Das Kürzen indes geht weiter: Am 22. September trifft sich der Senat zur Sparklausur.

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