UNTERM STRICH

Ein Kino schließt, es soll einem Supermarkt weichen, die Geschichte ist bekannt. Doch im Fall des Kinos Die Kurbel im Berliner Stadtteil Charlottenburg scheint sich daraus ein kleiner Kulturkampf zu entwickeln. Wochenlang haben Anwohner, Prominente und der Bezirk Charlottenburg dagegen gekämpft, dass in der Kurbel nach 77 Jahren endgültig der Vorhang fällt.

Zum Abschied flimmerte gestern der Südstaatenfilm „Vom Winde verweht“ über die Leinwand im großen Saal, der Film, der in den 50er Jahren hier gleich zweieinhalb Jahre lang vor ausverkauftem Haus lief. Die Kurbel, 1934 ein kleines Stück vom Ku’damm entfernt eröffnet, war das erste Tonfilmkino Berlins. Der letzte Theaterleiter gab aus wirtschaftlichen Gründen auf, der Hauseigentümer hat neue Verträge mit einer Biosupermarktkette geschlossen. Doch ganz aufgeben will eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Rettet die Kurbel“ noch nicht: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte ihr Sprecher Stefan Luschky am Mittwoch. Er und seine Mitstreiter wollen weiterhin versuchen, den Hausbesitzer umzustimmen. „Die Kurbel ist ein Kino, das noch richtig in den Kiez eingebettet ist“, sagte Luschky, „wo gibt es denn heute so was noch?“

Wie Berlinale-Chef Dieter Kosslick stellten sich zahlreiche Prominente gegen die Schließung der Kurbel, unter anderem die Regisseure Wim Wenders und Rosa von Praunheim sowie Satiriker Oliver Kalkofe. Auch Anwalt und Kunstliebhaber Peter Raue gehört zu den Kurbel-Rettern und denkt nicht ans Aufgeben. „Das ist eine historische Kultstätte, die man nicht ohne Weiteres vernichten darf“, sagte er am Mittwoch. „Ob die Kurbel bald wirklich vom Winde verweht ist, das werden wir noch sehen.“

Der Schauspieler Jürgen Hentsch ist gestorben. Er spielte den Schriftsteller Heinrich Mann in dem Fernsehmehrteiler „Die Manns“ und den SPD-Politiker Herbert Wehner in dem Dokudrama „Im Schatten der Macht“ und war für diese Charakterrollen bekannt. Der Schauspieler starb am Mittwoch nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren in Berlin, wie seine Ehefrau der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage bestätigte.

Der 1936 in Görlitz geborene Hentsch trat seit den 60er Jahren auf DDR-Bühnen auf, etwa am Deutschen Theater in Berlin als Macbeth, sowie in Film und Fernsehen, unter anderem auch in dem Antikriegsdrama „Ich war neunzehn“.

Für seine Rolle als Heinrich Mann in dem Mehrteiler „Die Manns“ (2001) wurde Hentsch mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.