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Sound of Noise Schweden 2010, R: Ola Simonson, Johannes Stjärne Nilson, D: sechs Schlagzeuger

„Hände hoch! Dies ist ein Gig“, rufen sechs Maskierte bei einem Banküberfall, um dann den Kassenraum als den Klangkörper für ihr Werk „Money 4 U, Honey“ zu benutzen. Wenn dabei Geldscheine zerschreddert werden, dann nur um des Geräusches wegen, zu dem dann der erschreckte Aufschrei eines Bankiers einen reizvollen Kontrapunkt bildet. Vier Sätze hat ihre urbane Sinfonie mit dem Titel „Music for One City and Six Drummers“, und da sie neben dem Kapital auch noch andere gesellschaftliche Kernpunkte wie das Gesundheitswesen, die Hochkultur und die Energieversorgung angreifen, um sie dann bespielen zu können, werden sie bald als „Musik-Terroristen“ von der Polizei gejagt.

„Es wird endlich Zeit, größer zu denken.“ Sagt einer der Musiker zum Beginn des Films, und genau dies müssen auch die beiden Filmemacher Ola Simonson und Johannes Stjärne Nilson gedacht haben, als sie das Grundkonzept ihres international erfolgreichen Kurzfilms „Music for One Apartment and Six Drummers“ von 2001 zu einem Spielfilm erweitert haben. In dem Vorläufer brechen die Perkussionisten in eine Wohnung ein und musizieren in den verschiedenen Zimmern auf den unterschiedlichsten Gegenständen.

Die stilistische Reinheit dieses Werkes (das so geschnitten ist, dass Film und Musik deckungsgleich präsentiert werden) kann in den 98 Minuten des Langfilms nicht bewahrt werden. Hier muss wohl oder übel auch erzählt werden, und so gibt es eine Rahmenhandlung, in der von den Vorbereitungen der Künstler, vor allem aber von dem Polizisten erzählt wird, der ihnen auf die Spur kommt. Als Bruder eines weltberühmten Dirigenten und mit dem Vornamen „Amadeus“ gestraft hasst er die Musik, und sieht in der Visitenkarte der Musiker, einem Metronom, ein Hassobjekt, dem er inspirierter folgt als es ein anderer Polizist je könnte. Das ist voller Anspielungen und mit ein paar schönen Lachern erzählt, aber man merkt dann doch, dass die Rahmenhandlung eben dies und nicht mehr ist.

Die sechs MusikerInnen, die tatsächlich die Stücke auf solchen Instrumenten wie Herzschrittmacher, Bulldozer oder Hochspannungsleitung spielen (auch wenn da natürlich vieles erst im Schnitt entsteht), machen ihre Arbeit als Schauspieler erstaunlich gut, und die arme Sanna Persson muss als einzige Frau in der Gruppe auch noch eine aufkeimende Romanze mit dem anti-musikalischen Polizisten stemmen. Doch die Herzstücke des Films sind natürlich die vier Sätze der Sinfonie, die ausschließlich auf Klangkörpern gespielt wird, die normalerweise keine Musik, sondern Krach machen. Die Filmemacher wussten also genau, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, und so lenkt zum Glück der Plot nicht zu sehr von den zum Teil wirklich originell instrumentierten Kompositionen ab.

„Sound of Noise“ läuft Do & Fr um 18.00 Uhr, Fr & Sa um 22.30 Uhr und Mi um 20.30 Uhr im City 46