Theatrale Frischluft

JUGENDTHEATERFESTIVAL Zum dritten Mal präsentiert das Festival „Hart am Wind“ in Göttingen Kinder- und Jugendtheaterproduktionen aus Norddeutschland. Insgesamt sind 19 Produktionen zu sehen

Nicht mal räumlich kann man hier noch Distanz zur Geschichte wahren

VON ROBERT MATTHIES

Ungewöhnlich nah geht Michael Müllers Jugendtheaterstück „Über die Grenze ist es nur ein Schritt“: nicht mal räumlich kann man hier noch Distanz zur aufwühlenden Geschichte wahren. Denn die Zuschauer sitzen im selben Bus, in dem der 18-jährige Dede sich vor der Polizei versteckt. Und nur, wenn die anderen mithelfen, kann der afrikanische Flüchtling, der mit der plötzlich verschwundenen Schwester und der gerade ins Krankenhaus gekommenen Mutter illegalisiert in Hamburg lebt und dessen Tarnung nun aufgeflogen ist, der drohenden Abschiebung entgehen. Für das präzise erzählte Stück gab es 2010 eine Nominierung für den Deutschen Jugendtheaterpreis und letztes Jahr den Mülheimer KinderStückePreis. Weil es Müller gelungen sein, die Not eines jugendlichen Flüchtlings ohne aufgesetzte Betroffenheit „im deutschen Alltag zu verankern“.

Zu sehen ist es am Donnerstag und Freitag nächster Woche im Rahmen der dritten norddeutschen Kinder- und Jugendtheaterbiennale „Hart am Wind“, die diesmal von Göttinger Deutschen Theater ausgerichtet wird. Insgesamt sind während des bundesweit einzigartigen Festivals 19 Produktionen von Staats- und Stadttheaterbühnen und freien Theatergruppen aus Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen zu sehen, dazu gibt es ein Rahmenprogramm mit Publikumsgesprächen, Musik, Sport, Diskussionen unter anderem über die Weiterentwicklung des Projekts „Theater und Schulen“ in Niedersachsen, einer Vortragsreihe zum Thema „Theater träumt Schule“ und der Präsentation des Göttinger Theaterlabors „NoGoLab“.

■ Göttingen: Di, 2. 5. bis So, 6. 5., Infos und Programm: www.hart-am-wind.org