Wir wollen da rein

MUSIKBETRIEB Hamburgs freie Szene will die Studiobühne der Staatsoper reformieren

Von der Stadt ist nicht viel zu erwarten. Also versucht die freie Szene, sich selbst zu helfen

Für freie Künstler ist Hamburg ein schwieriges Pflaster: Die Mieten sind hoch, die Fördermittel der Stadt gering und die Möglichkeiten, die eigene Kunst zu präsentieren, überschaubar. Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler würde der freien Szene gerne unter die Arme greifen. Aber sie hat kein Geld – und stattdessen das Elbphilharmonie-Desaster an der Backe.

Also versucht sich die freie Szene selbst zu helfen. In diesem Fall sind es die Produzenten von zeitgenössischem Musiktheater und aktueller Musik, die Avantgardisten also, die sich besonders schwer tun, weil sie abseits vom kulturellen Mainstream agieren. Unter anderem fehlen ihnen in Hamburg Orte, an denen sie zeitgenössische Kammeropern und inszenierte Konzerte zeigen können.

Deshalb haben der Dachverband der Freien Theaterschaffenden Hamburg (DFT) und der Verband für aktuelle Musik (VAMH) angekündigt, sie würden am heutigen Donnerstag die Studiobühne der Hamburgischen Staatsoper „wiederbeleben“. Das heißt: Eine musikalisch geprägte Demonstration, in der es um den Wunsch geht, nicht nur vor, sondern auch in der Studiobühne auftreten zu dürfen.

Der hoch subventionierten Staatsoper werfen die beiden Verbände vor, ihre Studiobühne – die Opera stabile – „künstlerisch brach liegen zu lassen“: Es finde dort „fast kein zeitgenössisches Musiktheater und fast keine zeitgenössische Musik“ statt, sagt Hans-Jörg Kapp, Regie-Professor an der Fachhochschule Hannover und Gründungsmitglied des DFT. „Das ärgert uns sehr.“

Die beiden Verbände wollen, dass „unter maßgeblicher Beteiligung der freien Szenen“ eine künstlerische Leitung für die Opera stabile berufen wird – mit dem Ziel, die Spielstätte ins „Musik- und Theaterleben zu reintegrieren“. Dazu sollen nach dem Wunsch der Verbände Vertreter der freien Szene, der Oper und der Musikhochschule gemeinsam ein neues Profil entwickeln.

Die Staatsoper möchte keine Stellungnahme geben zu den Vorwürfen und Wünschen. In Bezug auf das Programm der Opera stabile sehe man keinen Diskussionsbedarf, sagt Sprecherin Bettina Bermbach. Und das Anliegen der Verbände richte sich an die Kulturbehörde.

Deren Sprecher Enno Isermann sagt, die Forderung nach mehr Räumen für freie Künstler weise auf ein richtiges Problem hin, sei bei der Opera stabile aber an der falschen Adresse. „Die Bühne wird von der Oper gut genutzt und steht auch freien Künstlern zur Verfügung. Es spricht nichts dafür, sie der Oper wegzunehmen.“  KLI