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Entre les Bras - 3 Sterne. 2 Generationen. 1 Küche Frankreich 2011, R: Paul Lacoste

Der Spiegel empfiehlt: „‚Entre les Bras‘ ist die Dokumentation einer Familiengeschichte. Der französische Regisseur Paul Lacoste beobachtet den Sternekoch Michel Bras bei der Übergabe seines Imperiums an seinen Sohn Sébastien, der sich als würdiger Thronfolger erweisen muss. Wie ein Labor sieht die Restaurantküche der Bras-Familie im mittelfranzösischen Laguiole aus, blitzblanker Stahl und weiße Schüsseln bestimmen das Bild. Doch gerade in diesem klinischen Ambiente entfalten die Versuche des Sohnes, im Laufe eines Jahres ein eigenes Gericht zu kreieren, eine bisweilen betörende Sinnlichkeit. Die Liebe zu jeder einzelnen Zutat trifft auf wissenschaftliche Präzision bei der Zubereitung, das Ergebnis ist große Kochkunst. Der Film könnte sogar zahlreiche Zuschauer von einem Kindheitstrauma befreien: Milchhaut wird als Delikatesse gefeiert.“ ■ Familientreffen mit Hindernissen Frankreich 2011, R: Julie Delpy, R: Lou Avarez, Julie Delpy

„Delpy schildert die Zusammenkunft einer Großfamilie im Sommer 1979. Ihr Alter Ego heißt hier Albertine und ist zwar erst elf, dafür aber nicht weniger woodyallenesk: genauso bebrillt, im Geiste schon sehr reif, im Physischen aber noch sehr erfahrungsarm. Albertine also reist mit ihren Eltern zur Großmutter in der Bretagne, wo mit Cousins und Cousinen, Onkeln und Tanten, Großmüttern und Großonkeln die verschiedensten Lebenshaltungen und -geschichten aufeinandertreffen: Libertinage auf alte Soldatensehnsucht, Kolonialnostalgie auf Emanzipation, Kunst auf Spießertum. Am Ende ergibt sich eine Haltung, die man an Delpy als Regisseurin bewundern muss: Es ist ihr Mut zur Antiprüderie. Die Kinder dürfen hier ebenso obszön sein wie die Erwachsenen, wobei Sex auf ganz andere Weise ernst genommen wird als in den auf ihre Vulgarität so stolzen amerikanischen Komödien wie ‚Hangover‘“, so Barbara Schweizerhof.

Siddhartha USA 1972, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal

Als der Film 1972 in die Kinos kam, schimpfte der Kritiker vom Londoner Stadtmagazin „Time Out“: „Ein glitzernder, spielfilmlanger Werbespot, dessen Ursprung Hesses Roman über den schönen Brahmanen ist, der sich auf die Reise begibt, um nach der Wahrheit zu suchen. Von einem Freund mit einem Babygesicht begleitet, flippt er mit den Sadhus im Wald aus, hört Buddah in seiner Höhle zu, vögelt als Silhouette mit einer reichen Kurtisane und macht als Kaufmann viel Geld. Er steigt dann wieder aus und findet die Erleuchtung als Fährmann. Wohl kaum einer wird aus dem Kino gehen ohne Hesses Botschaft begriffen zu haben, dass es keinen sicheren Weg zur Wahrheit gibt, dass suchen heißt, nicht zu finden und dass ‚alles auf dem Rad des Lebens wiederkehrt‘. Leider ist der Film mit so wenig Imagination gemacht, dass es unmöglich ist, die Bewußtseinsstadien nachzuvollziehen, die unser Star des Bombay-Kinos durchwandelt. Alles wird zu einem weichen, undeutlich symbolischen Spektakel; einer Liebesgeschichte in einer Landschaft, die so kitschig wirkt wie die Illustration auf einer Keksdose.“