UNTERM STRICH

Seit Freitag weht auf dem Dach des Berliner Ensemble eine neue Fahne. Sie zeigt die Musikerinnen und Theatermacherinnen der Gruppe Pussy Riot bei ihrer Aktion in Moskau und einen berühmten Satz Friedrich Schillers: „Die Kunst ist die Tochter der Freiheit.“ Die Mitglieder des Berliner Ensembles, so das Theater am Schiffbauerdamm in einer Erklärung, drücken damit ihre Bewunderung aus für die jungen Moskauer Kolleginnen, zeige ihre Aktion und ihr Mut doch exemplarisch die Wirksamkeit der Kunst (des politischen Theaters): „So verbindet sich der Traum von der Erziehung des Menschengeschlechts unserer Klassiker mit der politischen Gegenwart“.

 Der angesehene Kunstexperte Werner Spies (75) hat in der Affäre um den Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi Fehler eingestanden. „Ich konnte Käufer vermitteln, und die Beltracchis ließen es sich – obwohl ich es nicht verlangt habe – nicht nehmen, mir eine ansehnliche Verkaufsprovision auf ein angegebenes Schweizer Konto zu überweisen“, schreibt Spies in seiner am Montag erschienenen Autobiografie „Mein Glück“. Spies, ein Freund von Max Ernst (1891–1976) und Pablo Picasso (1881–1973), hatte Echtheitszertifikate für sieben Fälschungen Beltracchis ausgestellt. Dabei handelte es sich um vermeintliche Bilder des Surrealisten Max Ernst, die dann für Millionensummen verkauft wurden. Bis heute hält Spies Beltracchi für einen „genialen Fälscher“. Würde er die Arbeiten heute betrachten, fände er „nach wie vor keinen Hinweis, der Zweifel an der Echtheit“ bei ihm aufkommen lasse, erklärte Spies, der als der beste Kenner des Werks von Max Ernst gilt. Es sei für ihn „schwer hinnehmbar“, wegen seines Irrtums immer wieder „am Pranger zu stehen“.