In Gedenken an Silvio Meier

Zum 20. Todestag von Silvio Meier gibt es viel Engagement gegen Nazis in Berlin

 20 Jahre Silvio Meier Demo

Demonstration: „Erinnern heißt kämpfen – in Erinnerung an Silvio Meier und alle anderen von Nazis Ermordeten!“

Samstag, 24. November, 15 Uhr, U-Bahnhof Samariter Straße

Im Netz:

www.silvio-meier.tk

Putzspaziergang

Kiezspaziergang zur Entfernung rechter Propaganda aus dem Straßenbild in Johannisthal, Samstag, 24. November, Treffpunkt ist um 11 Uhr am ehemaligen Rathaus, Sterndamm 102.

Im Netz:

uffmucken-schoeneweide.de

Zwanzig Jahre ist es her, dass Silvio Meier in Friedrichshain von Neonazis ermordet wurde. Am 21. November 1992 war der Hausbesetzer und Antifaschist mit drei FreundInnen auf dem Weg zu einer Party, als sie auf dem U-Bahnhof Samariterstraße auf eine Gruppe Nazis trafen. Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung und zu Handgreiflichkeiten. Schließlich stach einer der Neonazis zu. Silvio Meier erlag wenig später seinen Verletzungen. Unmittelbar nach dem Tod Silvio Meiers richteten FreundInnen und AktivistInnen eine Mahnwache am Tatort ein, einen Tag später fanden sich mehrere Tausend Menschen zu einem Schweigemarsch durch Friedrichshain und Prenzlauer Berg zusammen.

Diesen Samstag, den 24. November, soll Silvio Meier erneut gedacht werden. Dann findet zum 20. Mal die alljährliche Silvio-Meier-Demonstration statt. „Silvio Meier ist gestorben, weil er Gesicht gezeigt hat gegen rechts“, sagt Lars Laumeyer vom Silvio-Meier-Bündnis, das die Demo organisiert. Für ihren Gedenkmarsch rechnen die OrganisatorInnen mit einer großen Beteiligung, schließlich haben sie bundesweit zu dem Termin mobilisiert. Der Tag beginnt aber schon viel früher. Um 13 Uhr hat die NPD eine Demonstration an der Rudower Spinne in Neukölln angemeldet. Das Silvio-Meier-Bündnis ruft dazu auf, sich den Nazis in den Weg zu stellen. Auch findet ab 11 Uhr ein Putzspaziergang durch Johannisthal statt, bei dem Nazisticker und -plakate entfernt werden sollen. Initiator der Aktion ist die Gruppe Uffmucken, die sich in Schöneweide gegen Neonazis engagiert. Treffpunkt ist das ehemalige Rathaus Johannisthal. Insgesamt bietet der Samstag also ein volles Programm für alle, die sich in Berlin gegen Nazis engagieren wollen.

Das Motto der diesjährigen Silvio-Meier-Demo lautet „Erinnern heißt kämpfen“. Neben dem Gedenken an Silvio Meier soll auch gegen Nazistrukturen in Lichtenberg protestiert werden. Wie Laumeyer berichtet, sei der Weitlingkiez in Lichtenberg neben der Brückenstraße in Schöneweide und der Gegend um den U-Bahnhof Rudow ein beliebtes Rückzugsgebiet für Neonazis aus Berlin. Viele bekannte Neonazis würden hier wohnen. Seit zwei Jahren gebe es zudem einen zentralen Treffpunkt in der Lückstraße, in dem führende Nazi-Kader ein und aus gingen. Der Laden ist das Ziel der Demonstration. „Wir wollen die Strukturen in Lichtenberg wieder mehr in die Öffentlichkeit rücken“, sagt Laumeyer.

Ein weiteres wichtiges Thema der Demonstration wird die NSU-Mordserie sein. Zum einen soll der neun MigrantInnen gedacht werden, die von dem NSU ermordet wurden, zum anderen soll die Rolle des Verfassungsschutzes thematisiert werden. In der vergangenen Woche erst trat die Chefin des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmid, zurück, weil in ihrer Behörde widerrechtlich Akten über Rechtsextremismus vernichtet wurden. „Der Vorfall ist ein Skandal“, sagt Laumeyer. Entsprechend fordert das Bündnis die Abschaffung des Verfassungsschutzes.

Die Silvio-Meier-Demo ist die größte Anti-Nazi-Demonstration in Berlin. An den Demos der vergangenen Jahre beteiligten sich mehrere tausend Menschen, im vergangenen Jahr waren es laut VeranstalterInnen sogar 5.000. Wie Laumeyer berichtet, sei der Gedenkmarsch zu einem Pflichttermin für viele Antifa-AktivistInnen aus der Stadt geworden. „Hier trifft man oft Leute, die man lange nicht mehr auf Demos gesehen hat“, sagt Laumeyer. Aber auch AnwohnerInnen und Interessierte BürgerInnen beteiligten sich an dem Gedenkmarsch, um gegen Rechtsextremismus zu protestieren.

Seit Anfang des Jahres gibt es Bestrebungen, das Gedenken an Silvio Meier über den Gedenktag hinaus weiter zu festigen. Am 26. Juni beschloss die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg (BVV), dass die Gabelsberger Straße in Friedrichshain in Silvio-Meier-Straße umbenannt werden soll. Ausschlaggebend für die Entscheidung der BVV war ein öffentliches Votum Ende April, rund 90 AnwohnerInnen und Interessierte hatten für die Umbenennung gestimmt.

Ob und wann die offizielle Umbenennung stattfinden kann, steht aber noch in den Sternen, da nun eine Person vor dem Berliner Verwaltungsgericht dagegen klagt. Bei dem Bündnis freut man sich trotzdem schon auf die Straßenumbenennung: „Damit wird der Person Silvio Meier ein würdiges Denkmal gesetzt“, findet Laumeyer.

LUKAS DUBRO

 Vorschau: Am Samstag in der neuen Wochenendausgabe der taz.berlin: Wie die Neonazigruppe Nationaler Widerstand verboten werden kann.